× Logo Mobil

Jugoslawien wählt

Radio
Sonntags Journal
Berichte Serbien
In Jugoslawien werden heute der Präsident und die beide„Frei sind die Wahlen und jeder von uns geht zur Wahl weil er hofft, daß es besser wird, und daß die Wahlen fair und ohne Manipulationen ablaufen“n Kammern des Bundesparlaments gewählt. In Serbien finden Kommunalwahlen statt und außerdem wird noch nach Regionalparlament der Provinz Vjvodina neu bestellt. Um das Amt des jugoslawischen Präsidenten bewerben sich fünf Kandidaten, darunter auch der Belgrader Burgermeister Vojislav Michajlovic, der für die Serbische Erneuerungsbewegung antritt. Geprägt war der Wahlkampf jedoch vom Duell zwischen Amtsinhaber Slobodan Milosevic und Vojislav Kostunica, dem Kandidaten der Parteienallianz „Demokratische Opposition Serbiens“, der in allen Meinungsumfragen in Führung liegt. Wahlberechtigt sind knapp 7,8 Millionen Bürger Jugoslawiens. Aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Text:

Bei trübem Wetter haben in ganz Jugoslawien seit sieben Uhr früh die Wahllokale geöffnet. Vor allem in den Morgenstunden kam es zu einigen Wartezeiten, denn je nach Region müssen die Bürger zwischen drei und fünf Stimmzettel ausfüllen. Diese Stimmzettel haben verschiedene Farben und sind in der Vojvodina und im Kosovo auch in den Sprachen der nationalen Minderheiten vorhanden. Die Namen der Kandidaten für das Amt des jugoslawischen Präsidenten sind auf einem weißen Stimmzettel verzeichnet. Mit einem blauen werden die Kandidaten für das Unterhaus und mit einem gelben die Bewerber für das Oberhaus des Bundesparlaments gewählt. In Serbien bekommen die Bürger noch einen vierten, orangen Stimmzettel für die Kommunalwahlen. In der serbischen Provinz Vojvodina und in Belgrad gibt es sogar noch einen fünften Stimmzettel in Rosa. Die Bewohner der Vojvodina wählen damit ihr Regionalparlament; die Belgrader ihre 16 Bezirksvertretungen, die ebenso gewählt werden wie der Gemeinderat der Hauptstadt.

Für die beiden Kammern des Bundesparlaments bewerben sich in Serbien 21 und in Montenegro sieben Parteien. Wegen des Wahlboykotts der pro-westlichen montenegrinischen Regierungskoalition werden praktisch alle Sitze dieser jugoslawischen Teilrepublik den Pro-Milosevic-Parteien zufallen. In Serbien kämpfen vor allem vier Parteien um die Sitze im Bundesparlament: das Wahlbündnis aus Sozialisten und Jugoslawischer Linken unter Slobodan Milosevic, dessen Koalitionspartner die „Serbische Radikale Partei“ sowie die Allianz „Demokra-tische Opposition Serbiens“ kurz DOS und die oppositionelle „Serbische Erneuerungsbewegung“ SPO. Bei den Kommunalwahlen in Serbien treten DOS und SPO getrennt an. Wegen des Mehrheitswahlrechts haben die Sozialisten daher Chance, einige Städte von der Opposition zurückzuerobern. In einer Belgrader Volksschule zeigt sich ein Wahlleiter überzeugt, daß die Wahlen – trotz massiver Vorbehalte der Opposition frei, demokratisch und ohne Manipulationen durchgeführt werden. Nicht alle Bürger sind sich dessen so sicher, wie das Beispiel einer Frau zeigt, die sagt:

„Frei sind die Wahlen und jeder von uns geht zur Wahl weil er hofft, daß es besser wird, und daß die Wahlen fair und ohne Manipulationen ablaufen“

Die Opposition befürchtet Manipulationen vor allem mit den Stimmen der Albaner im Kosovo und Südserbien, die als jugoslawische Staatsbürger wahlberechtigt sind, die Wahlen aber boykottieren. In Montenegro wird die Kontrolle durch den Boykott der pro-westlichen Regierungsparteien erschwert. Wegen des Boykotts können keine öffentlichen Gebäude als Wahllokale dienen. Als Ersatz werden zur Wahl des Präsidenten und des Bundesparlaments auch Privathäuser und militärische Gebäude genutzt. Die Führung in Belgrad hat alle Vorwürfe zurückgewiesen, sie plane einen Wahlbetrug. Sie verweist auf die von ihr eingeladenen internationalen Wahlbeobachter etwa aus China, Indien und Rußland, die jedoch von der Opposition und vom Westen nicht anerkannt werden. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr; mit Ergebnissen ist in der Nacht zu rechnen.

Facebook Facebook