Diese Nacht wird für Slobodan Milosevic die erste werden, die er in einer Zelle des Haager Tribunals verbringen muß. Denn Milosevic ist vor wenigen Stunden in Den Haag eingetroffen. Ausgeliefert wurde Milosevic von der serbischen Regierung. Sie ließ Milosevic vom Belgrader Zentralgefängnis zu einem Mili-tärflughafen in der Nähe der bosnischen Stadt Tuzla bringen, wo ihn die NATO übernahm und an das Tribunal überstellte. Der serbische Ministerpräsident begründete den Alleingang seiner Regierung mit der bevorstehenden Geberkonferenz für Jugosla-wien in Brüssel. Denn Serbien ist nach 12 Jahren Milosevic auf massive Finanzhilfe des Westens angewiesen. Djindjic erklärte zudem die Entscheidung des jugoslawischen Bundesverfassungs-gerichts für Null und Nichtig, mit der das Auslieferungsver-fahren gegen Milosevic zuvor gestoppt worden war. Die Richter seien alte Gefolgsleute von Milosevic und hätten kein Recht, mit ihrer Entscheidung Serbien zu schaden. Die Auslieferung von Milosevic führte auch zum Ende der jugoslawischen Regier-ung. Der montenegrinische Koalitonspartner kündigte die Zusammenarbeit auf; er ist stets gegen die Auslieferung an das Haager Tribunal gewesen.
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