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Berichte Serbien
In Jugoslawien schließen sich auch immer mehr Arbeiter dem Streikaufruf der Opposition an. Ebenso wie die Demonstranten in Belgrad und anderen serbischen Städten fordern sie daß Vojislav Kostunica zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt wird. Um die Annerkennung seines Wahlsieges kämpft das Oppositionsbündnis DOS auch mit juristischen Mitteln. DOS hat bei Bundesverfassungsgerichtshof in Belgrad Klage gegen den Beschluß der Wahlkommission eingebracht. Die Hauptverhandlung findet heute statt. Aus Belgrad Christian Wehrschütz

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Am dritten Streiktag haben sich auch die 3000 Arbeiter der Kupfer-Mine in Majdanpek dem Ausstand angeschlossen. Gestreikt wird bereits unter anderem im größten Kohletagbau in Kolubara. Die Polizei hat dort das Gelände umstellt und die Arbeiter aufgefordert, den Werksbereich in angemessener Frist zu räumen. Nach einigen leichteren Zwischenfällen zog sich die Polizei jedoch zurück. In Belgrad und vielen anderen serbischen Städten werden nach wie vor Straßenblockaden, Protestmärsche und Kundgebungen durchgeführt. In Belgrad findet derzeit nach wie vor die Verhandlungen vor dem Bundsverfassungsgericht statt. Angeblich soll das Gericht dem Begehren des Oppositionsbündnisses DOS nach einer Einsicht in die Wahlprotokolle teilweise zugestimmt haben. DOS gibt an, daß es vor allem in zwei südserbischen Wahlkreisen zu massiven Manipulationen gekommen sein soll. Der Verfassungsgerichtshof muß darüber binnen 48 Stunden entscheiden.

Eine interessante Entwicklung bahnt sich auch in Montenegro an, was die Teilnahme am zweiten Durchgang der Präsidenten-wahl betrifft. So erklärten zwei stellvertretende Vorsitzende der SNP, der Sozialistischen Volkspartei, daß die Teilnahme der SNP noch nicht sicher sei. Bevor darüber entschieden werde, müßten erst alle Unklarheiten aus dem ersten Wahlgang beseitigt werden. Die SNP in Montenegro ist die Schwester-partei von Milosevics Sozialisten. Die Aussage der SNP-Funktionäre könnte ein Indiz dafür sein, daß es Widerstand gegen die Milosevic-Linie gibt, die Krise auszusitzen und zum zweiten Wahlgang anzutreten.

Weiters fordert DOS die Annullierung jener

142.000 Stimmen der Kosovo-Albaner, die Milosevic gewählt haben sollen. Die Albaner hatten vor den Wahlen einen Boykott angekündigt; nach Angaben der UNO-Verwaltung haben im Kosovo überhaupt nur etwa 45.000 Personen und zwar überwiegend Nicht-Albaner, gewählt. Ob dieses Erkentnis völlig unparteiisch zustande kommen kann, ist offen. Denn die Verfassungsrichter werden vom Bundesparlament ernannt, in dem die Koalition von Slobodan Milosevic die Mehrheit hat.

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