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Ein politisches System wie in Serbien ist der ideale Nährboden für Verschwörungstheorien und Gerüchte; einen Tag nach der Entscheidung der Zentralen Wahlkommission, wonach eine Stich-wahl über das Amt des Präsidenten entscheiden soll, ist Belgrad voll davon. Ein Gerücht besagt, die Nummer zwei der Sozialisten, Nikola Sainovic habe die Opposition zu überreden versucht, einen zweiten Wahlgang zu akzeptieren. Die Opposition werde diese zweiten Durchgang gewinnen; soll Sajinovic gesagt und ergänzt haben, derzeit wage noch niemand Milosevic zu sagen, daß er verloren habe.
Ein zweites Gerücht besagt, daß Milosevics Ehefrau Mira Markovic wegen des Wahlergebnisses einen Nervenzusammenbruch erlitten haben soll und sich in intensiver ärztlicher Behandlung befinde. Markovic ist Vorsitzende der Partei Jugoslawische Linke; deren Pressesprecheren bezeichnet derartige Meldungen wörtlich als „notorische Dummheit“.
Markovics Stiefschwester, Ljubica Markovic, steht auf der andren Seite der Barrikade. Die beiden haben seit 15 keinen Kontakt miteinander. Ljubica ist Miteigentümerin der unabhängigen Nachrichtenagentur BETA:
Zur Lage der Regierung sagt sie:
Die Regierung hat kaum den zweiten Wahlgang akzeptiert; bereits daß ist eine enorme Erniedrigung für Milosevic. Er konnte das kaum schlucken und wir koönnen nur mutmaßen, wie es derzeit in seiner Residenz zugeht.
Schwierig ist ihrer Beurteilung nach auch die Lage der Opposition, weil eine Teilnahme am zweiten Wahlgang als Anerkennung eines Wahlbetruges betrachtet werden könnte. Doch was rät sie der Opposition; Ljubica Markovic:
Ich würde Kostunica raten, am zweiten Wahlgang teilzunehmen; Er muß eine noch klarere und stärkere Kampagne in Serbien führen; Er muß den Menschen erklären, warum sie noch ein Mal wählen müssen, denn viele verstehen daß kaum.
Sollte Kostunica noch ein Mal alles geben, werde er gewinnen, denn Kostunica könne auch mit den Stimmen der anderen nun unterlegenen Kandidaten rechnen. Dann werde der Vorsprung gegenüber Milosevic so groß, daß es keine Möglichkeiten zur Manipulation mehr gebe. Denn im zweiten Durchgang genüge schließlich die relative Mehrheit, und die sei dann Kostunica sicher, glaubt Ljubica Markovic.