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In Südserbien ist seit Mitternacht ein Waffenstillstand zwischen albanischen Freischärlern sowie jugoslawischen und serbischen Sicherheitskräften in Kraft. Vermittelt wurde die Feuerpause von der NATO. Nach Angaben des Pressezentrums der serbischen Regierung in Bujanovac ist der Waffenstillstand bisher eingehalten worden. Unser Jugoslawien-Korrespon-dent Christian Wehrschütz ist derzeit in Südserbien und hat sich auch in der Pufferzone zum Kosovo umgesehen. Hier sein Bericht.

Die Grenze der Pufferzone zwischen Südserbien und dem Kosovo verläuft genau durch das albanische Dorf Lucane wenige Kilometer außerhalb von Bujanovac. Auf der Straße zum Dorf wartet eine LkW-Kolonne auf die Abfertigung durch einen serbischen Kontrollposten und die Weiterfahrt in den Kosovo. Die letzen serbischen Stellungen liegen am Ortsrand von Lucane, denn das Dorf selbst und das Angelände sind in der Hand der UCPMB, der albani-schen Befreiungsbewegung für die Städte Presevo, Medvedja und Bujanovac. Die serbischen Sonderpolizisten warnen vor einem Besuch des Dorfs, obwohl auch in Lucane die Feuerpause bisher eingehalten wird. Im Zentrum des Dorfes steht ein Moschee, sind ausgehobene Schützengräben und zerschossene Häuser sichtbar. Die erste Kontaktaufnahme mit den Alba-nern des Dorfes erfolgt auf Deutsch und Französisch; denn auch Lucane lebt und überlebt durch albanische Gastarbeiter in Deutschland, der Schweiz und Österreich. So wird auch das Gespräch mit dem albanischen UCPMB-Kommandanten von Lucane von einen 25-jährigen Gastarbeiter gedolmetscht, der mit 15 Jahren nach Österreich kam. Fünf Jahre arbeitete Adriano in Wien am Bau, weitere fünf Jahre in Knittelfeld als Kellner. Gekämpft hat er bereits im Kosovo-Krieg. „Mit den Serben geht ohne Kämpfe gar nichts“, sagt Adriano. Sein Kommandant betont, daß es von den Serben abhänge, ob die Waffenruhe eingehalten werde; wir werden jedenfalls nicht provozieren, sagt der etwa 40-jährige Mann, der auf seinem Tarn-anzug das Abzeichen der UCPMB trägt. Die meisten Freischärler sind mit einer Art Kalasch-nikow, mit Pistolen und Messern bewaffnet. Alle tragen Uniform. Von den Freischärlern wer-den wir durch das Dorf geführt. Patronenhülsen liegen herum, viele Häuser sind beschädigt, die Einschläge von Granaten sind deutlich sichtbar. Wie im Waffenstillstandsabkommen festgelegt, haben die jugoslawischen Streitkräfte bereits mit dem Rückzug ihrer schweren Waffen aus Südserbien begonnen. Wann die Streitkräfte wie mit der NATO vereinbart, in die Pufferzone einrücken werden ist unbekannt. Die Friedensverhandlungen zwischen Serben und Albanern sollen jedenfalls kommende Woche beginnen. Ob sie erfolgreich sein werden ist offen. Der Abbau des Mißtrauens wird jedenfalls lange dauern. Vor den Kämpfen lebten in Lucane 1500 Albaner, derzeit sind des etwa 500, denn vor allem Frauen und Kinder sind in den Kosovo geflohen. Wenn sie zurückkehren stehen sie praktisch vor dem Nichts. Der Schlüssel für eine Befriedung Südserbiens liegt daher nicht zuletzt im wirtschaftlichen Wiederaufbau, der trotz des guten Willens der neuen demokratischen Führung in Belgrad nur mit internationaler Hilfe erfolgreich sein kann.

Ö2Ö314Uhr/13032001/Südserbien-Lage/Wehrschütz/MoD:

In Südserbien ist seit Mitternacht ein Waffenstillstand zwischen albanischen Freischärlern sowie jugoslawischen und serbischen Sicherheitskräften in Kraft. Vermittelt wurde die Feuerpause von der NATO. Nach Angaben des Pressezentrums der serbischen Regierung in Bujanovac ist der Waffenstillstand bisher eingehalten worden. Unser Jugoslawien-Korrespon-dent Christian Wehrschütz ist derzeit in Südserbien und hat sich auch in der Pufferzone zum Kosovo umgesehen. Hier sein Bericht.

In Südserbien war es in der vergangenen Nacht ruhig. Die von der NATO vermittelte Feuer-pause wurde von Serben und Albanern eingehalten. Jugoslawische Streitkräfte und albanische Freischärler blieben in ihren Stellungen. Wie in dem Abkommen festgelegt, haben die jugo-slawischen Streitkräfte auch bereits mit der Verlegung ihrer schweren Waffen aus Südserbien zurück in die Kasernen begonnen. Unklar ist, wann die jugoslawischen Truppen in die Puffer-zone zwischen Südserbien und dem Kosovo einrücken werden. Die NATO und Belgrad haben vereinbart, daß jugoslawische Soldaten einen fünf Kilometer breiten streifen der Pufferzone an der Grenze zu Mazedonien zurückkehren, um das Einsickern von Freischärlern zu verhindern. Die Friedensverhandlungen zwischen Serben und Albanern sollen jedenfalls kommende Woche beginnen. Zentrales Thema wird die Entwaffnung der Freischärler, der wirtschaftliche Wiederaufbau und die Integration der Albaner in die serbische Gesellschaft sein.
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