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Rohan in Südserbien

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Die Anschläge albanischer Extremisten in Südserbien an der Grenze zum Kosovo haben diese Region zum größten Krisenherd in Europa werden lassen. Denn ein umfassender bewaffneter Kon-flikt in diesem Gebiet könnte massive Auswirkungen nicht nur auf den Kosovo und Mazedonien haben, sondern zur Instabilität in der gesamten Region beitragen. Obwohl bei den Anschlägen albanischer Extremisten bereits mehrere serbische Polizisten getötet wurden, hat die neue demokratische Führung in Belgrad bisher nur defensiv reagiert. Belgrad will die Krise mit friedlichen Mitteln und mit Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft lösen. Der Generalsekretär des österrei-chischen Außenministeriums, Albert Rohan, hat gestern Süd-serbien besucht, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Unser Jugoslawien-Korrespondent Christian Wehrschütz hat Albert Rohan auf dieser Reise begleitet und folgenden Bericht gestaltet:

Wie unsicher Südserbien derzeit ist, macht ein Besuch beim Stützpunkt der serbischen Polizei weniger Kilometer vor der südserbischen Stadt Bujanovac deutlich. Immer wieder sind kleinere Schlüsselwechsel zwischen Polizisten und albanischen Extremisten zu hören. Wenige hundert Meter vom Stützpunkt entfernt wurden drei serbische Polizisten getötet als ihr Fahrzeug auf eine Mine auffuhr. Etwa 100.000 Albaner sollen in Südserbien leben; Mit ihren politischen Vertretern hat der Generalsekretär des Außenministeriums, Albert Rohan, in den Städten Presevo und Bujanovac gesprochen. Die Albaner beklagen vor allem eine jahrelange Diskriminierung bei der Aufnahme in die Polizei, in den Staatsdienst oder in öffentlichen Betrie-ben. Hinzu kommt die hohe Arbeitslosigkeit, die nur durch Schmuggel und Gastarbeiter gemindert wird. Auf die Frage welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Konflikt im Kosovo und der Krise in Südserbien bestehen, sagt Rohan:

„Die Parallelen bestehen vor allem darin, dass man wenn ein Problem am Balkan entsteht und man es nicht sofort angeht, es sofort löst, wird es immer größer und unlösbarer. Und das hätte man lernen müssen im Kosovo und hier anwenden sollen. Man hat diese Krise hier schon viel zu lange dahintreiben lassen. Der große Unterschied ist, dass wir jetzt ein Regime in Belgrad haben, mit dem wir gemeinsam in Verhandlungen dieses Problem lösen können.

Zur Gefährlichkeit und zur regionalen Dimension der Krise in Südserbien sagt Rohan:

„Es sind praktisch drei Regionen irgendwie involviert. Da sehe ich die Hauptgefahr, dass daraus wieder eine generelle albanische Frage wird, die ebenso in Mazedonien wie im Kosovo wie in Albanien und in Serbien zum tragen kommt und das muss vermieden werden.“

Dies Meinung teilt auch der stellvertretende serbische Mini-sterpräsident Nebojsa Covic, unter dessen Federführung Belgrad bereits einen Friedensplan vorgelegt hat. Rohan hat auch mit Covic in Bujanovac über diesen Plan gesprochen. Über seine Vorstellungen für eine Lösung der Krise in Südserbien sagt Covic:

„Der Hauptpunkt ist Sicherheit und Frieden und das heißt Bewegungsfreiheit, völliger Abzug aller bewaffneten Formationen, zuerst von der eite der Albaner und dann durch die serbischen Streitkräfte und Polizei. Hinzu kommt die völlige Integration der Albaner in den Staat, in die Polizei und die sozialen Institutionen des Staates, denn das ist unser gemeinsamer Staat.“

Doch wo die Grenzen der srebischen Kompromißbereitschaft liegen, macht Covic ebenfalls klar:

„Was wir niemals akzeptieren werden ist irgendeine Art von Grenzänderung, Autonomie oder einen Sonderstatus. Wir müssen gemeinsam an der Integration der Albaner und Serben in Europa arbeiten. Das ist unser Ziel, wenn wir an Frieden und Stabilität in der Region denken.“

Die Albaner sollen aus ihrem Lösungsvorschlag bereits die Forderung nach Autonomie oder Sonderstatus gestrichen haben, doch dieses Papier ist noch nicht veröffentlicht worden. Zu den Konfliktpunkten zwischen Albanern und Serben zählt auch, wer die albanische Delegation leiten wird; denn nach dem Willen der Albaner soll ihr Delegationsleiter ein Extremi-stenführer sein, und dagegen hat Belgrad massive vorbehalte.

Umstritten aber verhandelbar ist noch ein anderer Punkt im Vorschlag der Albaner, den Albert Rohan für unerläßlich hält:

„Es wird die Präsenz einer internationalen Militär- oder Polizeitruppe unerlässlich sein und es müssen möglichst rasch die legitimen Anliegen der Albaner hier im zivilen Berein erfüllt werden.“

Was die Integration der Albaner in die serbische Gesellschaft betrifft, so ist Belgrad dazu in vollem Umfang bereit. Wann die Verhandlungen zwischen Serben und Albanern beginnen werden ist noch unklar.

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