Euro in Serbien
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Unter Slobodan Milosevic hatten die Serben das Vertrauen in das Bankensystem praktisch verloren. Seine Regierung vergriff sich an den Devisenguthaben der Bürger, führende Banken standen im Dienste Milosevics, um Sanktionen zu umgehen und Sanktionen sowie Isolation trugen dazu bei, daß Vertrauen in das serbische Bankensystem zu zerstören. So langen die gesamten Sparguthaben der acht Millionen Serben bei Banken noch im Juni vergangenen Jahres bei knapp 32 Millionen Euro. In den vergangenen sieben Monaten wuchsen die Sparguthaben massiv, wie Nationalbankgouverneur Mladjan Dinkic in Belgrad bekanntgab:
Die heimischen Spareinlagen in unserem Bankensystem liegen derzeit bei einer Milliarde 150 Millionen DM. Davon sind 55 Millionen in Dinar angelegt und der Rest in ausländischer Währung. Das Wachstumstempo bei den Spareinlagen ist im Februar leicht größer als im Jänner; und wir erwarten ein weiteres Ansteigen der Spareinlagen.
Die Sparwährung der Serben ist der Euro. Das zeigt etwa ein Blick auf die Spareinlagen der Raiffeisenbank, die erst im September in Serbien Filialen eröffnete. Raiffeisen hat Sparein-lagen von 105 Millionen Euro, doch nur Dinarsparguthaben im Wert von 30.000 Euro.
An zweiter und dritter Stelle liegen bereits jugoslawische Banken und auch bei diesen sieht die Verteilung der Sparguthaben ähnlich aus. Daß der Euro einen Boom bei Sparguthaben ausgelöste, hat zwei Gründe: der Umtausch von Devisen über Sparkonten erfolgt kostenlos; dieses Geld wurde bisher zu Hause gehortet; zweitens greifen die Reformen Bankensektors. Die Nationalbank hat marode Banken geschlossen und die Aufsicht über Banken und Wechselstuben drastisch erhöht. Ausgewirkt hat sich der Euro auch auf die Schattenwirtschaft. Nationalbankgouverneur Mladjan Dinkic:
Mit dem Verschwinden der DM hat der Euro nicht die Rolle der Transaktionswährung in der Schattenwirtschaft übernommen, sondern der Dinar. Das ist sehr interessant. Denn Dinar werden mehr und mehr in der Schattenwirtschaft verwendet, mehr als der Euro. Hier gibt es viel Arbeit für die Finanzpolizei.
Diesen Umstand führt Dinkic vor allem darauf zurück, daß der Kurs des Dinar stabil ist, und somit in der Schattenwirtschaft in Serbien selbst keine Notwendigkeit besteht, Geschäfte in Devisen abzuwickeln.