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Del Ponte in Belgrad

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In Belgrad entspricht das Gesprächsklima zwischen der Chefanklägerin des Haager Tribunals, Karla Del Ponte, und der jugoslawischen Führung derzeit den Wetterbedingungen: sehr kühl bis frostig; außerdem weht ein scharfer Wind. Denn mit ihrer Forderung nach Auslieferung von Slobodan Milosevic und anderer mutmaßlicher serbischer Kriegsverbrecher hat sich Del Ponte bei der jugoslawischen Führung bisher eine klare Abfuhr geholt. Präsident Vojislav Kostunica will Milosevic in Serbien vor Gericht stellen. Denn ein Auslieferung könne das Land destabilisieren, lautet Kostunicas Argument. Zur Zusammen-arbeit mit dem Haager Tribunal und mit dessen Chefanklägerin ist Jugoslawien zwar bereit, doch die Art und Weise der Kooperation ist ebenfalls strittig. Aus Belgrad berichtet über den zweiten Tag des Besuches von Karla Del Ponte Christian Wehrschütz:

Etwa 200 Serben haben heute vor dem jugoslawischen Außenmini-sterium in Belgrad gegen Karla Del Ponte, die Chefanklägerin des Haager Tribunals, protestiert. Die Demonstranten setzten sich aus Milosevic-Anhängern und aus Angehörigen jener 1.300 Serben zusammen, die im Kosovo seit Kriegsende vermißt sind. Mit einem Vertreter der Angehörigen sowie mit dem jugoslawi-schen Außenminister Goran Svilanovic sprach Del Ponte dann auch zunächst in Belgrad. Die Chefanklägerin tritt bereits seit längerem dafür ein, das Mandat des Haager Tribunals aus-zuweiten, damit auch Verbrechen nach dem Ende des Kosovo-Krieges untersucht werden können. Eine Stellungnahme gab Del Ponte auch heute nicht ab. Außenminister Svilanovic sagte nach dem Treffen, nötig sei die Bildung einer Wahrheitskommission. Sie soll die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien und die Ära Milosevic aufarbeiten. Dessen Auslieferung lehnt Svilanovic ebenso ab wie Kostunica und der künftige serbische Regierungs-chef Zoran Djindjic. Mit Djindjic sprach Del Ponte heute eben-falls. Bereits vor dem Treffen hatte Djinjdic betont, er rechne damit, daß Milosevic sehr bald verhaftet werde. Vom Haager Tribunal forderte Djindjic stichhaltige Beweise gegen Milosevic, denn die bisher vorgelegten reichten für eine An-klage wegen Kriegsverbrechen nicht aus.

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