× Logo Mobil

Jugoslawien

Radio
Abend Journal
Berichte Serbien
In Belgrad festigen der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica und die demokratische Opposition zunehmend ihre Stellung. Kostunica traf heute mit dem russischen Außen-minister Igor Iwanov zusammen. Auch innenpolitisch stabilisiert sich langsam die Situation. Die Armee hat versprochen, nicht einzugreifen, auch die Polizei verhält sich weiter neutral. In Belgrad soll noch heute die konstituierende Sitzung des Bundesparlaments stattfinden, bei der Kostunica als Präsident vereidigt werden soll. Aus Belgrad Christian Wehrschütz

Rußland hat die Wahl von Vojislav Kostunica anerkannt, das ist das Ergebnis des Treffens zwischen Kostunica und dem russi-schen Außenminister Igor Iwanov in Belgrad. Ebenfalls in Belgrad traf Iwanov mit Slobodan Milosevic zusammen. Dabei soll Iwanov Milosevic aufgefordert haben, auf Gewalt zu verzichten und seine Niederlage zu akzeptieren. Die weitgehend friedliche Revolution begrüßt hat auch die Europäische Union. Der französische Staatspräsident und EU-Ratsvorsitzende Jacques Chirac hat bereits mit Kostunica telefoniert. Bereits am Montag sollen die Sanktionen gegen Jugoslawien aufgehoben werden. Kostunica selbst hat in Belgrad heute auch mit jenen Diplomaten gesprochen, die die acht führenden Industriestaaten und die Europäische Union vertreten. Innenpolitisch wird der Umsturz auch zunehmend akzeptiert. Die montenegrinischen Sozialisten, bisher Verbündete Milosevics, haben Kostunica ebenfalls als Präsident anerkannt und ihre Teilnahme bei der konstituierenden Sitzung des Bundesparlaments zugesagt. Auch der serbische Präsident Milan Milutiinovic hat bereits Kontakt mit der Demokratischen Opposition aufgenommen. Bei diesem Gespräch soll Milutionovic seinen Parteigenossen Milosevic wörtlich als „ziemlich autistische Persönlichkeit“ bezeichnet haben, der schon lange zurückgetreten wäre, wenn es nicht seine Familie gegeben hätte. Ebenfalls gestern soll in Belgrad ein Treffen der serbischen Sozialisten stattgefunden haben, bei dem Milutionovic klar mit Milosevic abgerechnet haben soll. Die Ära Milosevic dürfte somit in Jugoslawien endgültig vorbei sein. Das Schicksal der serbischen Sozialisten als Partei könnte sich ebenfalls bereits am kommenden Montag entscheiden. An diesem Tag findet eine Sitzung des serbischen Parlaments statt, bei der auch über einen Mißtrauensantrag der Serbischen Erneuerungsbewegung SPO abgestimmt wird. Gelingt es der SPO und der Demokratischen Opposition die Serbische Radikale Partei auf ihre Seite zu ziehen, könnte dies zu vorgezogenen Neuwahlen in Serbien und damit zum Verlust der wichtigsten Machtposition der Sozialisten führen.

Facebook Facebook