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Jugoslawien nach der Wahl

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Berichte Serbien
In ganz Serbien haben am Abend und in der Nacht Zehntausende Anhänger der Opposition gefeiert. Anlaß war der Sieg über die Regierung bei den serbischen Kommunalwahlen. Denn dieses Niederlage hat die Regierung bereits eingestanden. Aus Belgrad Christian Wehrschütz:

In Belgrad haben am Abend und in der Nacht bis zu 20.000 Bürger den Sieg der Allianz „Demokratische Opposition Serbiens“ bei den Kommunalwahlen gefeiert. Am Platz der Republik traten mehrere Pop-Gruppen auf. Nach noch unbestätigten Ergebnissen dürfte die Parteienallianz in Belgrad und den meisten Städten einen Erdrutschsieg errungen haben. Gefeiert wurde unter anderem auch in Nis, Kraljevo und Novi Sad. Zwischenfälle sind nicht bekannt geworden. Die Sozialisten und die Jugoslawische Linke haben gestern ihre Niederlage bei den Kommunalwahlen zugegeben. Vor vier Jahren mußte die Bevölkerung noch mehrere Monate für die Aner-kennung der Wahlergebnisse demonstrieren. Umstritten ist weiter, wer die Präsidentenwahl gewonnen hat. Die Demokratische Opposition Serbiens hat Vojislav Kostunica zum Sieger erklärt. Nach Angaben der Sozialisten liegt Slobodan Milosevic knapp vor Kostunica. Milosevics Bruder Borislav, der Botschafter in Moskau ist, hat einen zweiten Wahlgang nicht ausgeschlossen. Die Zentrale Wahlkommission hat bisher keine Ergebnisse veröffentlicht aber mitgeteilt, alle Fristen würden eingehalten. Von Gesetzes wegen muß sie bis spätestens Donnerstag die Wahlergebnisse bekannt geben. Das bisherige Schweigen der Wahlkommission wird auch dahin gedeutet, daß Sozialisten und Jugoslawische Linke noch nicht endgültig entschieden haben, wie sie weiter vorgehen wollen. Der Erdrutschsieg der „Demokratische Opposition Serbiens“ hat auch bei der oppositionellen Serbischen Erneuerungsbewegung zu Konsequenzen geführt. Parteivorsitzender Vuk Draskovic hat wegen der vernichtenden Wahlniederlage der SPO seinen Rücktritt angekündigt. Draskovic war einer der Hauptverant-wortlichen dafür, daß die Opposition nicht völlig geschlossen zu den Wahlen antrat. Unterdessen haben sich die USA und mehrere europäische Staaten neuerlich hinter Vojislav Kostunica gestellt. Der deutsche Bundeskanzler Schröder sagte nach einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin in Moskau, die Bürger Jugoslawiens hätten für einen demokratischen Wandel gestimmt. Auch Putin teile diese Einschätzung, ergänzte Schröder.

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