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Jugoslawien wählt

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Berichte Serbien
In Jugoslawien beanspruchen nach dem Wahlschluß Regierung und Opposition gleichermaßen den Sieg bei der Präsidentenwahl. Das Wahlbündnis aus Sozialisten und Jugoslawischer Linken sieht Slobodan Milosevic als Gewinner. Die Allianz „Demokratische Opposition Serbiens behauptet dasselbe von ihrem Kandidaten Vojislav Kostunica. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Text:

Auch mehrere Stunden nach Wahlschluß gibt es in Belgrad noch immer keine wirklich verläßlichen Angaben über den Ausgang der Wahlen. Unklar ist auch, wie viele Stimmen bereits ausgezählt wurden. Ein Sprecher der Sozialisten gab in Belgrad an, Slobodan Milosevic habe knapp mehr als 50 Prozent erreicht; doch diese Aussage beruht auf 120.000 ausgezählten Stimmen; wahlberechtigt waren aber 7,8 Millionen Bürger. Die Jugoslawische Linke behauptete, Milosevic habe im ersten Durchgang mit 54 Prozent gesiegt. Nach Angaben der „Demokra-tischen Opposition Serbiens“, kurz DOS, soll Vojislav Kostunica ebenfalls mit etwa 55 Prozent bereits im ersten Wahlgang gewonnen haben, während Milosevic demnach auf knapp 34 Prozent kommt. Diese Angaben sollen auf 45 Prozent der ausgezählten Stimmen beruhen. Die Aussagen von DOS wirken glaubwürdiger, denn auch die oppositionelle Serbische Erneuerungsbewegung und die Serbische Radikale Partei, Milosevics Koalitions-partner, sehen Kostunica klar in Führung. Von der Zentralen Wahlkommission liegen keine Angaben vor. Statt dessen wurde bekannt, daß die Vertreter von DOS und Radikaler Partei aus der Kommission ausgeschlossen wurden, ehe mit der Auszählung der Stimmen von Soldaten und anderen Wählern begonnen wurden, die nicht in ihrem Heimatort gewählt haben.

Text:

Auch mehrere Stunden nach Wahlschluß gibt es in Belgrad noch immer keine wirklich verläßlichen Angaben über den Ausgang der Wahlen. Unklar ist auch, wie viele Stimmen bereits ausgezählt wurden und wie hoch die Wahlbeteiligung war. Die Rede ist von 75 Prozent, das wären etwa 4,7 Millionen Wähler. Hinzu kommt, daß auch die Angaben des regierenden Wahlbündnisses aus Sozialisten und Jugoslawischer Linken unter-schiedlich sind. So behaupt ein führender Sozialist nun, Slobodan Milosevic habe bei der Präsidentenwahl 44 Prozent erreicht, während sein demokratischer Herausforderer Vojislav Kostunica bei 41 Prozent liege. Diese Angaben auf knapp einer Million ausgezählter Stimmen. Dagegen behauptet die Jugoslawische Linke, Milosevic habe die Präsidentenwahl mit 56 Prozent bereits im ersten Durchgang gewonnen und Kostunica habe 31 Prozent erreicht. Genau spiegelverkehrt lautet die Stellungnahme der „Demokratischen Opposition Serbiens“. Nach ihren Angaben hat Kostunica schon im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit erreicht. Diese Angaben sind plausibler, denn auch die oppositionelle serbische Erneuerungsbewegung und Serbische Radikale Partei sehen Kostunica als Sieger. Sein Wahlbündnis DOS soll auch bei den serbischen Kommunalwahlen triumphiert und auch bei den Parlamentswahlen sehr gut abgeschnitten haben.

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