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Militärärzte aus Österreich bei Kurs in Belgrad

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Berichte Serbien
In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben sieben Militärärzte aus Österreich an einem Kurs für Kriegschirurgie teilgenommen. Die Österreicher, fünf Männer und zwei Frauen, wollten dabei von den Erfahrungen profitieren, die serbische Militärärzte zwangsläufig durch die Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien machen mussten. Hinzu kommt, dass die Militärmedizinische Akademie in Belgrad einen ausgezeichneten internationalen Ruf genießt. Das Seminar für Kriegschirurgie war das erste, das diese Akademie mit dem österreichischen Bundesheer durchgeführt hat.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: Peter Lackner, Oberstarzt, III. Panzergrenadierbrigade

Insert2: Michael Protivinsky, Leiter der Fachambulanz im Militärspital Innsbruck,

Insert3: Regina Brica, Hauptmannarzt Feldambulanz Salzburg Rainer Kaserne

Gesamtlänge: 2’35

Eine Übung bildete den Abschluss des viertägigen Seminars an der Militärmedizinischen Akademie in Belgrad. Simuliert wurde der Austritt von Giftstoffen aus einer Chemiefabrik nach einem Erdbeben. Neben den sieben Militärärzten des Bundesheeres besuchten auch viele Militärattachés anderer Armeen die Übung. Ärztliche Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten unterscheidet sich drastisch von einer medizinischen Versorgung in Friedenzeiten:

„Im zivilen Umfeld sind sie grundsätzlich mit wenigen Verletzten konfrontiert; sie können jederzeit weitere Rettungskräfte nachfordern, sie haben in jedem Fall ein sicheres Umfeld, und das genau hat man im militärischen Einsatz nicht; das heißt, man hat wenig Ausstattung, man hat eine geringe Anzahl an Kräften, man hat weite Wege zu überwinden; man kann nicht einfach Kräfte nachfordern.“

Die Erfahrungen der Serben im Ernstfall nutzen jedenfalls den Österreichern:

„Wir haben natürlich in Österreich glücklicherweise sehr selten mit Schussverletzungen, bzw. mit Sprengstoffverletzungen zu tun; und es ist für uns von sehr großem Wert, hier an diesem kriegschirurgischen Kongress teilzunehmen, und hier von den Erfahrungen der serbischen Armee aus den Balkankriegen zu profitieren.“

Die österreichischen Seminarteilnehmer decken ein breites medizinisches Spektrum ab, das vom diplomierten Krankenpfleger bis hin zum Unfallchirurgen reicht. Einige sind als Notarzt tätig. Alle haben viel Erfahrung im Ausland gesammelt. Dazu zählen Einsätze im Kosovo, in Bosnien und Herzegowina, im Tschad und in Syrien. In diesem Bürgerkriegsland mussten auch schwierige Entscheidungen getroffen werden. So musste Regina Brica in Syrien die Behandlung von zwei Rebellen ablehnen, weil die Voraussetzungen dazu fehlten:

„Der eine hat ein schweres Schädelhirntrauma gehabt mit einer massiven Blutung; für uns, mit unserer Ausrüstung undenkbar; wir haben keinen Neurochirurgen, wir haben die Möglichkeiten nicht; der zweite hatte eine massive Oberschenkel-Trümmerfraktur, so wie es ausgesehen hat eine offene Fraktur; es hat dann immer mehr geblutet auch in das umliegende Gewebe; wir konnten mit unserer Ausrüstung einfach nichts machen. Es ist furchtbar, aber es ist so.“

Auch dieses Erlebnis zeigt den Wert des Erfahrungsaustausches in Belgrad. Die Militärmedizinische Akademie umfasst 27 Kliniken und 17 Institute. Viele ihrer Ärzte haben Kriegs- und Auslandserfahrung. Serbische Ärzte dienen in UNO-Mission wobei insgesamt fast 500 serbische Soldaten derzeit im Auslandseinsatz sind.

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