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Lage im Norden des Kosovo

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Berichte Serbien
Fast 12 Stunden dauert in Brüssel bereits die entscheidende, achte, Runde der Verhandlungen zwischen Serbien und dem Kosovo. Fünf Jahre nach der einseitigen Erklärung der Unabhängigkeit durch die Albaner versuchen Belgrad und Pristina unter Federführung der EU eine Normalisierung der Beziehungen zu erreichen. Dabei geht es in Brüssel derzeit vor allem über Kompetenzen, die ein Verband der zehn Gemeinden haben soll, in denen die Serben im Kosovo die Mehrheit stellen. Nur vier dieser Gemeinden liegen im Norden des Kosovo, doch dort bilden die Serben eine kompakte Bevölkerungsmehrheit, die einfach nicht unter albanischer Vorherrschaft leben will.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem Kosovo

Insert1: Dragisa Vasic, Gemeinderatsvorsitzender von Leposavic

Insert2: Mirjana Barac, Direktorin der Grundschule in Leposavic

Insert3: Srecko Radosavljevic, Polizist im Nord-Kosovo

Gesamtlänge: 2’28

Im Norden des Kosovo leben nur einige Hundert Albaner aber 40.000 Serben, die zu Serbien gehören wollen. Auf die Stationierung albanischer Zöllner und Polizisten an der Grenze zu Serbien, reagierten Kosovo-Serben im Vorjahr mit Duldung Belgrads mit Angriffen auf die Friedenstruppe KFOR und mit monatelangen Straßenblockaden. Schließlich gab Belgrad dem Druck von EU und USA nach; nun wird diese Grenze unter Führung der EU-Mission EULEX gemeinsam verwaltet. Im Norden sieht man daher die Gespräche in Brüssel mit gemischten Gefühlen; die Angst vor einer Abtrennung vom Mutterland ist spürbar:

„Erst das kommunistische Regime unter Tito hat den Norden 1960 an den Kosovo angeschlossen. Wer will mir jetzt einpflanzen, dass ich nicht mehr Staatsbürger Serbiens bin, das kann man mit Gewalt aufzwingen, doch dass wir das akzeptieren, das ist unmöglich.“

Leposavic ist mit 18.000 Einwohnern die größte Serben-Gemeinde im Norden. Ihr größtes Problem ist die soziale Krise. Der Kleinhandel dominiert, jeder Fünfte ist arbeitslos, wer investiert schon in eine Krisenregion. Beim Bergbaukomplex Trepce sind Zukunft und Eigentümerstruktur umstritten; die Bodenschätze bleiben in der Erde und im Norden ist Serbien größter Arbeitgeber; dazu zählt die Post über die die meisten Beihilfen und Löhne ausbezahlt werden. In der Schule wird nur nach Lehrplänen aus Serbien unterrichtet; wegen der Krise sinkt die Schülerzahl. Klar sind auch hier die Erwartungen an Belgrad:

„Wir erwarten nicht, dass wir zur Republik Kosovo werden; denn wir sind hier die Republik Serbien.“

Kosovarisches Recht gilt nur bei der Kosovo-Polizei, die in Leposavic 60 Serben und 5 Albaner beschäftigt. Ihre Tätigkeit trägt absurde Züge:

„Wenn ein Bürger ein Strafmandat nicht bezahlen will, hat er das Recht, dem Richter vorgeführt zu werden. Doch wir haben hier kein funktionierendes Gericht und binnen zwei Jahren verjähren Verkehrsstrafen.“

Unbesetzt ist das Gericht, weil sich kein Serbe findet, der kosovarisches Recht anwenden will. Davon profitieren nicht nur Verkehrssünder, die ungestraft ohne Nummernschilder unterwegs sind, sondern noch viel mehr die Organisierte Kriminalität. Auch das ist ein Grund dafür, dass es endlich zu normalen Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo kommen muss.

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