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Der Kampf um das geringere Übel

Fernsehen
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Berichte Serbien
In Serbien werden am Sonntag alle politischen Karten neu gemischt. Denn gewählt werden der Präsident, das Parlament, die Gemeinden und das Parlament der autonomen Provinz Vojvodina. Um die Stimmen der sieben Millionen Wähler und um die 250 Sitze im Parlament werben 18 Listen; 12 Kandidaten treten zur Präsidentenwahl an. Zentrales Thema ist die triste soziale und wirtschaftliche Lage, während der Kosovo kaum ein Thema war. Denn in Serbien haben die großen Parteien noch keine Antwort gefunden, wie sie mit der Realität der abgelehnten Unabhängigkeit umgehen sollen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Gesamtlänge: 1’22

Die Parlaments- und Präsidentenwahl ist ein Zweikampf. Auf der einen Seite stehen Präsident Boris Tadic und seine regierende Demokratische Partei. Sein Herausforderer ist der ehemalige Ultranationalist Tomislav Nikolic; zum EU-Befürworter gewandelt führt er eine Mitte-Rechts-Partei. Nikolic kritisierte vor allem die hohe Arbeitslosigkeit; jeder Vierte Serbe ist erwerbslos. Tadic verwies auf den Einstieg von FIAT und viele weitere neue Investoren. Programmatische Unterschiede gab es kaum; es dominierte eine Schlammschlacht, und viele Serben dürften nur das geringere Übel wählen. Sicher ist, dass die Präsidentenwahl erst in der Stichwahl entschieden wird. Bei der Parlamentswahl dürfte Nikolics Partei stärkste Kraft werden, doch Tadics Demokraten haben das größere Koalitionspotential. Königsmacher werden die Sozialisten unter Innenminister Ivica Dacic sein; ihnen wird der dritte Platz vorausgesagt. Dacic dürfte die Koalition mit Tadic fortsetzen, wenn die Niederlage der Demokraten glimpflich ausfällt.

Aufsager.

In Serbien dominierten zum ersten Mal nicht mehr die Themen EU, Haager Tribunal oder der Kosovo, sondern soziale und wirtschaftliche Probleme. Das zeigt, dass das Land langsam aber doch die Kriegsvergangenheit hinter sich lässt, obwohl wegen der medialen Vorherrschaft der Regierung von einem fairen Wahlkampf nicht die Rede sein kann.

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