× Logo Mobil

Vom bösen Buben zum EU-Beitrittskandidaten

Fernsehen
ZiB2
Berichte Serbien
Beim EU-Gipfel in Brüssel wird Serbien morgen mit großer Sicherheit den Status eines EU-Beitrittskandidaten erhalten. Aus dem bösen Buben des Balkan wird so schrittweise ein Land, das für Europa seine Schrecken verliert. Bestes Beispiel für diese Transformation sind die Namen General Ratko Mladic und Nokav Djokovic. Dominierte der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic, der sich vor dem Haager Tribunal auch wegen des Massakers an mehr 7.000 Bosniaken verantworten die vergangenen 20 Jahre, so prägt nun das Bild zunehmend der Sportler Novak Djokovic, der Weltranglisten-Erste im Tennis. Doch das Image eines Landes lässt sich noch immer leichter ändern als die Realität, und so hat Serbien auch mit einem Kandidatenstatus auf dem Weg zum Ziel einer EU-Mitgliedschaft noch einen weiten Weg vor sich.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: 1’07 Milan Culibrk, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins „Der Bankier“

Aufsager: 1‘55 Christian Wehrschütz aus Belgrad

Gesamtlänge: 2’08

Drei Schlüsselprobleme hinterließ Slobodan Milosevic nach seinem Sturz vor mehr als 11 Jahren – eine ruinierte Wirtschaft, die ungelöste Kosovo-Frage und das Haager Tribunal. Während Milosevic 2001 ausgeliefert wurde, erschien der letzte Gesuchte, General Ratko Mladic, erst 2011 vor den Haager Richtern. Noch mehr Zeitverlust beschert der Kosovo. Die 2008 ausgerufene Unabhängigkeit erkennt Belgrad nicht an, und die Serben im Nordkosovo sind strikt gegen ein Leben unter albanischer Vorherrschaft. Im Herbst kam es zu massiven Zusammenstößen mit der Friedenstruppe KFOR, und auch daran scheiterte im Dezember der EU-Kandidatenstatus. Doch in Brüssel gelang nun Unterhändler Serbiens und des Kosovo ein erster Schritt zur Normalisierung der Beziehungen. Vorgesehen sind gemeinsame Kontrollen an den Grenzen und auch die Teilnahme des Kosovo an regionalen Konferenzen wurde geregelt. Daher treten in Serbien immer stärker die internen Reformen ins Rampenlicht, und da ist die Bilanz auch nicht berauschend:

„Mein Eindruck ist, dass die Wirtschaftsreformen in den vergangenen fünf Jahren praktisch zum Stillstand kamen. Dazu zählt eine wirkliche Reform des öffentlichen Sektors, beginnend mit der Verwaltung der öffentlichen Betriebe. Unterschiedlich sind die Schätzungen, was uns die Korruption jährlich kostet. Allein bei der öffentlichen Beschaffung sollen einige hundert Millionen Euro versickern. Dieses Geld ist in die Umstrukturierung der Wirtschaft zu investieren.“

Auch die Wirtschaft leidet unter der Krise. Dieses Stahlwerk war bis 2008 der größte Einzel-Exporteur. Nun schreibt es rote Zahlen; 5.500 Arbeitsplätze sind bedroht. In Serbien ist jeder vierte Erwerbsfähige arbeitslos, und die meisten Betriebe könnten derzeit einem freien Wettbewerb in der EU kaum standhalten.

Facebook Facebook