Österreichische Wirtschaft in Serbien
Fernsehen
ECO
Berichte Serbien
Gesamtlänge: 7´57
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien
0´30 Insert1: Niki Lauda, Unternehmer
1´08 Insert2: Lukas Negedly, AUA in Serbien
1´23 Insert3: Lukas Negedly, AUA in Serbien
2´54 Insert4: Zelko Dobricic, Grupa L‘Ultima
3´35 Insert5: Martin Auer, Unternehmer aus der Steiermark
4´13 Insert6: Martin Auer, Unternehmer aus der Steiermark
5´04 Insert7: Roland Haidinger VIP-mobile Serbien (Bemerkung: statt Haidinger - Haidner)
6´03 Insert8: Andreas Haidenthaler, Handelsdelegierter in Serbien
6´30 Insert9: Christoph Rath, Wiener Städtische Versicherung
6´45 Insert10: Christoph Rath Wiener Städtische Versicherungen
7´15 Insert 11: Oliver Rögl, Raiffeisen Serbien
Kamera: Predrag Crvenkovic
Schnitt: Mica Vasiljevic
Seit Montag fliegt Fly Niki von Wien auch nach Belgrad. Eine Karte in eine Richtung ist ab 29 Euro zu haben. Doch nicht der Preis, sondern der Pilot des zweiten Fluges machte den Einstieg zum medialen Großereignis. Denn der dreifache Formel-I-Weltmeister ist auch in Serbien eine Legende des Motorsports. Sein Markteinstieg fiel praktisch mit dem Beginn der Visa-Freiheit für Serben nach Europa zusammen;
„Ja, überhaupt keine Frage, dass ist auf jeden Fall eine Hilfe gewesen, kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Im nach hinein gesehen freut es mich, dass wir erst jetzt begonnen haben mit der Visa-Liberalisierung, weil sonst wäre das schwieriger gewesen.“
Lauda hofft, dass sich die Strecke binnen Jahresfrist rechnet. Um 20 Prozent mehr Passagiere zählte der Flughafen im Jänner gegenüber dem Jänner des Vorjahres. Immer mehr Linien, auch Billig-Anbieter, fliegen Belgrad an. Die AUA hat ihr Angebot von vier auf fünf Flüge pro Tag ausgeweitet; eine Verbindung gibt es jetzt zu nachtschlafender Zeit, vor allem um verstärkt Geschäftsreisende anzusprechen:
„Die Motivation war die, speziell für Wien-Belgrad, dass es am späten Abend kaum Flüge oder Flugverbindungen nach Belgrad gegeben hat bisher.“
Zufrieden ist die AUA mit der schrittweisen Modernisierung des Flughafens:
„Sie haben vergangenes Jahr die Beleuchtung für die Landebahn verbessert; man kann also jetzt bei ganz anderen Sichtverhältnissen landen als noch ein Jahr davor; also es wird da schon investiert.“
Doch insgesamt verläuft die Modernisierung eher langsam. Die Autobahn von Belgrad zur ungarischen Grenze ist auch zehn Jahre nach dem Sturz von Slobodan Milosevic nicht fertig, obwohl das Gelände nicht schwierig ist. Und in Belgrad ist eine von zwei Brücken derzeit wegen Materialermüdung nur eingeschränkt passierbar. 40 Jahre keine Wartung zeigte Wirkung, während sich der Verkehr vervierfacht hat. An der Beseitigung des täglichen Verkehrschaos wird unter österreichischer Führung gearbeitet. So soll die Brücke aussehen, die das Herzstück der Umfahrung von Belgrad bilden wird, und Ende 2011 fertig sein soll.
Allein an diesem ersten Abschnitt werden 20.000 Tonnen Beton und 9.000 Tonnen Stahl verbaut. Das deutsch-österreichisch-slowenische Konsortium beschäftigt 200 Mitarbeiter, vorwiegend Serben ….
Doch der Modernisierungsbedarf reicht viel weiter. Nach fünf Filialen in Wien gibt es diesen Friseur nun auch in Belgrad. Anlass für den Einstieg war die Erkenntnis, dass auch die serbischen Friseure unter den Sanktionen der Ära Milosevic gelitten haben:
„Man merkt halt schon, dass in den 90iger Jahren das Ganze hier schon sehr isoliert war. Die Friseure haben das teilweise über Zeitungen gesehen, die Form zwar gesehen, aber die Techniken nicht gewusst. Das sieht man hier teilweise auch an den Frisuren.“
Auf etwas ganz anderes, unbekanntes setzt dieser Bäcker aus der Steiermark. Im Weißbrot-Land Serbien soll Roggenbrot heimisch werden. Dabei setzt der Steirer nicht zuletzt auf die vielen Gastarbeiter, die Schwarzbrot aus Österreich kennen. Doch auch sonst wirkt das Angebot für österreichische Augen seltsam vertraut ….
Roggen- und Weizenmehl werden allerdings importiert:
„Es ist die besondere Mühe, die in Österreich die Müller aufwenden, um Mehle unterschiedlicher Ernten, unterschiedlicher Erntegebiete derart zu mischen, dass die gleichbleibende Qualität über Jahre oder wenigstens über einige Zeit absolut gleichbleibend ist, damit der Bäcker nicht ständig die Rezeptur anpassen muss.“
Binnen Jahresfrist wurden fünf Filialen in Belgrad eröffnet, die nun bereits Gewinne machen. Insgesamt werden pro Tag 2.000 Laib Schwarzbrot verkauft, obwohl ein Laib etwa 2 Euro 50 kostet und damit fünf Mal so teuer ist wie gewöhnliches serbisches Weißbrot:
„Die Erfahrung, die ich gemacht habe ist, dass die Scheu hierher zu kommen viel größer ist als tatsächlich begründet ist. Vorarlberg liegt weiter weg als Belgrad; ich brauche hierher keine fünf Stunden, und die Barriere ist eher im Kopf als tatsächlich in der Wirtschaft.“
Größter einzelner österreichischer Investor ist die Mobilkom-Austria, die in Serbien unter dem Namen VIP firmiert. Seit Herbst 2007 am Markt wurden inklusive Lizenz fast 600 Millionen Euro investiert. Mit 600 Mitarbeitern steht VIP als dritter Mobilfunk-Anbieter im harten Wettbewerb mit der staatlichen Telekom und der norwegischen Telenor. Eine Rufnummern-Mitnahme beim Wechsel des Anbieters ist noch nicht möglich, weil die Liberalisierung des Marktes noch nicht abgeschlossen ist. Trotzdem entwickelt sich der Sektor sehr dynamisch:
„So hat es SMS-Kurzparkzonen schon sehr früh gegeben hier in Belgrad; das war eine der ersten Städte in Europa, wo das Bezahlen von Parkscheinen via SMS möglich war.“
Wie gewinnbringend Investitionen für alle Beteiligten sind, zeigt die Gemeinde Koceljeva. Die 16.000 Einwohner dieser landwirtschaftlich geprägten Gegend sind froh, dass jemand ihren Fruchtsafthersteller übernommen hat. Einst arbeiteten hier 270 Mitarbeiter, dann stand das Werk jahrelang still, die Anlagen verfielen. Nun haben wieder 120 Menschen Arbeit und Brot. Durch Qualität und ihren Namen hat die Firma nun einen Marktanteil von zehn Prozent, obwohl wegen der Krise in Serbien der Getränkeabsatz um 20 Prozent gesunken ist. ….
Rückgänge gab es in fast allen Sektoren, und das wirkte sich insgesamt auf den Handel mit Österreich aus:
„2008 waren es fast 900 Millionen und 2009 werden es 20 bis 25 Prozent weniger sein.“
Trotzdem ist und bleibt Serbien mit seinen 7,5 Millionen Einwohner als das größte Land des ehemaligen Jugoslawien ein interessanter Markt, gerade weil der Nachholbedarf so groß ist. Darauf setzt auch dieser Versicherer. Seit sieben Jahren in Serbien ist das Unternehmen Marktführer bei Lebensversicherungen:
„In Serbien schätzt man, dass jeder 20. Haushalt versichert ist, eine also sehr geringe Dichte, wobei man in Österreich annehmen kann, dass so ziemlich jeder Haushalt versichert ist.“
Und was ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg als ausländischer Investor?
„Man braucht natürlich, wenn man in ein fremdes Land geht, Geduld, und entsprechendes Wissen. Und das, glaube ich, ist auch der größte Erfolgsfaktor, dass man auch ein gewisses Pensum an Geduld mitbringen muss.“
Denn die Lokalsuche ist oft langwierig, Korruption ist auch ein Problem und Genehmigungen brauchen viel Zeit. So dauerte es ein Jahr, bis Fly Niki endlich Belgrad anfliegen konnte. Hinzu kommt das schlechte Image, das zwar kaum mehr stimmt aber weitgehend selbstverschuldet ist:
„Wenn man über Serbien spricht in Westeuropa, dann ist in den Köpfen vieler Serbien noch immer Slobodan Milosevic, sind die Krieg, ist das der Kosovo-Konflikt.“
Raiffeisen ist die drittgrößte Bank des Landes. Sie vertraut in die Zukunft Serbiens, weil das Land klar auf EU-Kurs sei. Doch wegen der Krise waren Großinvestoren wie dieses Einrichtungshaus im Vorjahr eher rar. Für 2010 wird wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum erwartet. Doch viele Reformen stehen noch bevor, damit auch Serbien wirtschaftlich wieder so richtig durchstarten kann.