Reaktionen am Balkan auf die Verstaatlichung
Fernsehen
ZiB2
Berichte Serbien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien
Aufsager: 2’23 Christian Wehrschütz aus Belgrad
Gesamtlkänge: 2’47
Mit einer Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro und 900 Mitarbeitern ist die Hypo-Alpe-Adria die viertgrößte Bank in Serbien. Trotzdem widmeten die Medien der Verstaatlichung der Hypo in Österreich keinen breiten Raum. Der lokale Generaldirektor sprach von einem bevorstehenden Jahresgewinn von 20 Millionen Euro und auch Nationalbankgouverneur Radovan Jelasic beruhigte. Das Eigenkapital der Hypo sei in Serbien mehr als drei Mal so hoch als das internationale Minimum. Diese Argumente zogen offensichtlich; daher war es nicht nur der Wintereinbruch, der heute für Ruhe in den Filialen sorgte; auch die Kunden reagierten gelassen auf die Verstaatlichung:
„Ich denke, dass sich nichts ändern wird. Für mich ist das gleich, ich werde die Bank ebenso nutzen wie früher: Es sehe durch die Übernahme keine Probleme.“
Auch in Kroatien herrschte heute normaler Geschäftsbetrieb, obwohl das staatliche Fernsehen gestern weit ausführlicher als in Serbien über die Rettung der Bank berichteten. In Kroatien hat die Hypo 350.000 Kunden und mehr als 2.200 Mitarbeiter. Ihr Generaldirektor Markus Ferstl versuchte mit dem Hinweis auf ein gutes Ergebnis für dieses Jahr ebenfalls zu beruhigen. Doch Ferstl trägt ein schweres Erbe, das in die Ära von Wolfgang Kulterer, dem früheren Konzernchef zurückreicht. Dazu zählen nicht nur verlustbringende Investitionen etwa in diesen Hotelkomplex in der Bucht von Piran, sondern zweifelhafte Geschäftspartner wie General Vladmir Zagorec. Mit ihm soll die Hypo Immobiliengeschäfte im großen Stil abgewickelt haben. Zagorec wurde im Oktober 2008 von Österreich an Kroatien ausgeliefert, und zwar wegen des Vorwurfs der Veruntreuung von Diamanten im Wert von fünf Millionen Dollar. Die Diamanten sollen als Sicherstellung für Waffenkäufe im Kroatien-Krieg gedient haben, doch das Verfahren in Kroatien ist noch nicht abgeschlossen. Offen ist auch, was aus den Hypo-Töchtern am Balkan werden soll. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie dereinst gemeinsam oder getrennt verkauft werden, um einen Teil der Steuergelder zurück zu bekommen, die in Österreich zur Rettung der Hypo nun ausgeben werden müssen.
Aufsager:
Durch die Hypo-Krise droht der Balkan als Region wieder ein Mal unverdient in Verrruf zu geraten. Denn die Verluste bauten durchwegs Manager aus Österreich – und in Serbien etwa hat die st6renge Politik der Nationalbank wesentlich dazu beigetragen, über eine gute Eigenkapitaldecke verfügen. Auch die Bankenaufsicht hat in Serbien bisher jedenfalls funktioniert.