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Was heißt Visafreiheit für Serbien

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Berichte Serbien
Das Ghettodasein hat ein Ende, die Isolation der Ära von Slobodan Milosevic ist endlich vorbei – so bejubelten viele Serben die Aufhebung der Visa-Pflicht durch die EU. Ab 19. Dezember werden Serben aber auch Mazedonier und Montenegriner frei in den Schengen-Raum reisen können. Das haben die Innenminister der EU in Brüssel beschlossen. Doch die Reisefreiheit mussten sich die drei Balkan-Staaten hart erarbeiten. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen – von neuen Pässen bis hin zum verstärkten Kampf gegen die Organisierte Kriminalität mussten verabschiedet werden, ehe die Visa-Liberalisierung Wirklichkeit werden konnte. Sie kehrt damit fast zwei Jahrzehnte nach dem blutigen Zerfall Jugoslawiens zum Teil zurück, denn unter Tito bestand für Jugoslawien als einziges kommunistisches Land bereits Reisefreiheit in den Westen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: 1’04 Ivica Dacic, Serbischer Innenminister

Insert 2: 1’33 Ivica Dacic, Serbischer Innenminister

Insert3: 2’18 Niki Lauda, Flugunternehmer

Gesamtlänge: 2’37

Das lange Anstellen um ein Visum war für die Serben der sichtbarste Ausdruck der Isolation von Europa. Hinzu kam das Gefühl der Erniedrigung. Umso größer ist nun die Freude über die Reisefreiheit:

Mann:

„Jetzt wird es für mich viel leichter sein, zu reisen. Denn bisher war der Papierkram sehr groß, den wir zu bewältigen hatten.“

Frau:

„Das ist eine große Sache für uns alle, dass wir nach 17 Jahren nun frei reisen können. Für meine Tochter bedeutet das sogar mehr als für mich.“

Die Reisefreiheit gilt nur für Inhaber neuer biometrischer Pässe, die seit Juli in Belgrad gedruckt werden. Mit einem Chip ausgestattet entspricht er dem modernsten Stand der Technik, der in Europa zu finden ist. Streng ist die Prozedur der Ausstellung: um Fälschung so weit wie möglich zu verhindern werden Fingerabdrücke ebenso verlangt wie die elektronische Unterschrift. 1,4 Millionen neue Pässe sind bisher ausgestellt und die Nachfrage ist weiter groß:

„Bis jetzt haben wir bereits mehr neue Pässe ausgestellt als unsere Bürger früher überhaupt besessen haben. Wir erwarten, dass schließlich zwischen 2,5 und 3 Millionen Bürger einen Pass haben werden.“

Bei acht Millionen Einwohnern entspricht das 40 Prozent der Bevölkerung, denn Armut ist nun das größte Hindernis für freies Reisen. Um die Visaliberalsierung zu erreichen, musste Serbien aber noch weit mehr tun:

„Auf diese neuen Pässe beziehen sich viele neue Gesetze; dazu zählen: das Gesetz über die Kontrolle der Grenzen, das Asylgesetz, aber auch das Gesetz über die Enteignung von Eigentum, das durch Gelder aus krimineller Herkunft erworben wurde.“

Auch die Grenzübergänge musste Serbien modernisieren; sie sind nun alle mit Lesegeräten für Reisepässe ausgestattet. Unter Federführung Österreichs wird gerade die Grenzpolizei reformiert, um auch die grüne Grenze besser zu überwachen. Von der Reisefreiheit profitieren will die Wirtschaft; alle Fluglinien bieten nun besondere Tarife an; und ab Februar wird auch diese Fluglinie fünf Mal pro Woche Belgrad anfliegen:

„Ohne Visa fliegt man leichter und tut sich leichter, das ist auch eine Grundvoraussetzung, dass man mehr Passagiere bekommt.“

Dem Wettbewerb stellen müssen sich nun auch die serbischen Skigebiete. Ihr Preis-Leistungsverhältnis ist viel schlechter als in Österreich, dessen Fremdenverkehr von der neuen Reisefreiheit ebenfalls profitieren könnte.

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