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Porträt von Werner Heric

Fernsehen
Dobar Dan Hravati
Berichte Serbien
Zu den burgenländischen Kroaten, die ihre zweisprachige Erziehung auch im späteren Berufsleben nutzen konnten und nutzen, zählt auch der 43-jährige Werner Heric. Geboren in Oberwart und aufgewachsen in Schandorf, arbeitete Heric in den Jahren 1997 bis 1999 als ORF-Korrespondent in Belgrad. In diese Stadt ist Heric nun zurückgekehrt, und zwar als Repräsentant des deutschen Medienkonzerns WAZ, die am gesamten Balkan stark vertreten ist. Für Dobar dan Hravati hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz Werner Heric in Belgrad porträtiert; vermittelt wird dabei aber auch ein Bild über das nunmehrige Leben und über die Mediensituation in der serbischen Hauptstadt, die wieder auf dem Weg zu einer Metropole des Balkan ist.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: 0’48 Werner Heric, WAZ-Serbien

Insert2: 1‘ 27 Werner Heric, WAZ-Serbien

Insert3: 2’44 Werner Heric, WAZ-Serbien

Insert4: 3’49 Werner Heric, WAZ-Serbien

Insert5: 4’26 Werner Heric, WAZ-Serbien

Insert6: 5’06 Werner Heric, WAZ-Serbien

Insert7: 5’46 Werner Heric, WAZ-Serbien

Gesamtlänge: 6’30

In Serbien ist der öffentliche Verkehr noch immer sehr unterentwickelt. Staus zählen daher vor allem in Belgrad zum täglichen Leid der Autofahrer; denn eine U-Bahn hat die Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt bis heute nicht. Ungeachtet dessen ist für die Serben das Auto ein wichtiges Status-Symbol. Das gilt insbesondere für Jeeps und andere schwere Geländewagen. Daher erscheint nun in Serbien auch das Magazin „Autobild 4x4“; herausgegeben wird es vom deutschen Medienkonzern WAZ, der in Österreich durch seine Beteiligung an der Kronen Zeitung bekannt ist. WAZ-Repräsentant in Serbien ist seit Jänner 2007 Werner Heric:

„Wir sehen, dass der Markt für Allradfahrzeuge stark wächst, und wir erwarten, dass dieses Magazin sowohl für Käufer derartiger Autos interessant ist als auch für Inserenten.“

Der passende Ort der Präsentation war das Oldtimer-Museum in Belgrad.

Auch was eine moderne Museumsgestaltung betrifft, hinkt Serbien noch weit hinter westlichen Standards hinterher. Und wie sieht es mit den journalistischen Standards aus?

„In Serbien fehlt es sehr an alten, erfahrenen Journalisten, von denen die Jungen lernen könnten. Wie habe ich im ORF gelernt? Dadurch, dass es alte Hasen als Vorbilder gibt, von denen man das Recherchieren und das Überprüfen von Informationen lernt. Auf diesem Gebiet gibt es in Serbien noch viel zu tun.“

Weit größer als die Qualität ist die mediale Quantität. Allein neun überregionale Tageszeitungen erscheinen in Serbien; hinzukommen viele Magazine, Radio-Sender und TV-Stationen. Die WAZ selbst hält in Belgrad ein Sportjournal, in Novi Sad eine regionale Tageszeitung für die Provinz Vojvodina sowie weitere drei Lokalzeitungen. Ihr Flaggschiff ist „Politika“, an der die WAZ 50 Prozent hält. 1904 gegründet ist sie die älteste Tageszeitung Serbiens und eine Zeitzeuge der Geschichte Jugoslawiens. 700 Mitarbeiter, darunter 200 Journalisten sind in „Politika“ beschäftigt:

„ Wenn wir die Politika mit dem österreichischen Markt vergleichen, dann ist die Politika ähnlich der Tageszeitung „Die Presse“. Sie ist eine konservative Zeitung mit großer Tradition, mit mehrheitlich urbanen Lesern und eine staatstragende Zeitung. Das ist in Ordnung.“

Auf die Blattlinie hat die WAZ auch hier keinen Einfluss; trotzdem haben natürlich die Journalisten vom Modernisierungsschub profitiert, den die WAZ ausgelöst hat.

Zwei Millionen Euro wurden in neue Druckmaschinen investiert; mehr als 15.000 Tonnen Papier verbraucht die WAZ-Gruppe in Serbien pro Jahr. Die tägliche Verkaufsauflage liegt bei etwa 75.000 Stück, wobei die Hauszustellung keine Rolle spielt. Niedrig sind die Preise:

„Wir sind mit „Politika“ mit 30 Dinar noch ziemlich teuer; doch wenn wir ein Konkurrenzblatt in Österreich hernehmen, so kostet das 1,30 Euro, während „Politika“ mit 30 Dinar umgerechnet 40 Cent kostet. Dagegen ist das Papier hier teurer als in Wien.“

Eine große Rolle spielen daher Werbung und Anzeigen; und dabei hat Politika wahrlich eine Sonderstellung in Serbien:

„Es gibt Tage, wo wir zwischen 10 und 20 Seiten an Todesanzeigen im Blatt haben. Hier gibt es eine Redensart, dass man in Serbien nicht gestorben ist, wenn die Todesanzeige nicht in der Politika veröffentlicht worden ist.“

Für den 43-jährigen Werner Heric bedeutet die Arbeit in Belgrad auch eine Rückkehr in die eigene Vergangenheit. Mit seiner Familie lebte er als ORF-Korrespondent in diesem Haus, das ihm in den Jahren 1997 bis 1999 auch als Studio diente. Trotz der Ära Milosevic sind die Erinnerungen alles andere als negativ:

„Meine Frau behauptet noch heute, dass das die schönste Zeit unserer Ehe war, obwohl die Zeiten schwierig waren. Das war vor etwa zehn Jahren, und das war eine dunkle Zeit, doch für uns war es schön.“

Diese Zeit ist nun vorbei, und Serbien ist wohl unumkehrbar auf dem Weg Richtung EU. Gegessen hat man in Belgrad jedoch stets sehr gut, obwohl das Angebot an Lokalen natürlich viel größer geworden ist. Trotzdem leidet Serbien noch immer unter dem schlechten Ruf, der über Jahre erworben wurde:

„Ich habe ziemlich viele Freunde aus Österreich und Deutschland; als sie zunächst hörten, dass sie in Belgrad arbeiten werden, sagten sie schrecklich, eine Katastrophe. Doch als sie einige Jahre hier waren, wollten sie nicht zurückkehren, als sie ihre Firmen zurückriefen. Das ist für mich der beste Beweis, dass die Stadt etwas hat, einen guten Geist, eine gute Atmosphäre.“

Denn westliche Geschäfte und Standards breiten sich in Belgrad immer mehr aus. Mit westlichem Gehalt lebt es sich hier recht gut, obwohl die Infrastruktur natürlich noch immer zu wünschen übrig lässt.

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