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Biljana Srbljanovic im Kampf um Belgrad

Fernsehen
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Berichte Serbien
Die Schriftstellerin und Dramaturgin Biljana Srbljanovic ist zweifellos die bekannteste serbische Autorin der Gegenwart. International bekannt wurde sie 1999 durch ihr Belgrader Kriegstagebuch während der NATO-Luftangriffe. Doch auch für ihre Stücke, die in Österreich, Deutschland und den USA aufgeführt wurden, erhielt sie internationale Anerkennung. Dazu zählt etwa der „Ernst-Toller-Preis, der ihr 1999 verliehen wurde. In Serbien hat die 1970 in Stockholm geborene Srbljanovic auch die politische Bühne betreten. Bei den Kommunalwahlen am 11. Mai kandidiert die Schriftstellerin für die kleine Liberale Partei für das Amt des Bürgermeisters in Belgrad.

Berichtsinsert: Christian ehrschütz aus Belgrad

Insert1: 0’28 Biljana Srbljanovic, Schriftstellerin

Insert2: 1’18 Biljana Srbljanovic, Schriftstellerin

Gesamtlänge: 2’07

In ihrem Stück „Die Heuschrecken“ porträtiert Biljana Srbljanovic die serbische Gesellschaft der Gegenwart. Jeder ist sich selbst der nächste und jagt falschen Vorstellungen vom Glück hinterher. Für ihre Leistungen erhielt Srbljanovic jüngst den Preis der Stadt Belgrad. In Belgrad hat die 37-jährige nun auch die politische Bühne betreten, als Kandidatin für das Amt des Bürgermeisters:

„Ein Künstler ändert die Welt, in dem er Mensch für Mensch ändert. Bei meinen Stücken, die ich geschrieben habe, habe ich immer einen Zuschauer im Publikum vor Augen gehabt. Wenn dieser eine Zuschauer nach meiner Vorstellung nur Fragen stellt, und für sich selbst eine Antwort formuliert, dann ist die Welt bereits verändert. Mein politischer Aktivismus folgt demselben Prinzip.“

Doch der Weg zur Wende ist steinig, vor allem für die kleine Liberalen Partei, für die Srbljanovic antritt. Die Liberalen sind die einzige Parlamentspartei, die die Unabhängigkeit des Kosovo akzeptiert. In Belgrad ist der Kosovo zweitrangig. Verkehrschaos und Korruption dominieren. Srbljanovic fordert die Entpolitisierung der Verwaltung:

„Ich bin in den Wahlkampf als völliger Außenseiter eingestiegen; doch ich liege derzeit bei 13 Prozent; das ist unerwartet hoch, angesichts der enormen Diskriminierung, die wir erleben. Bis jetzt habe ich nur von außen kritisiert, doch nun bin ich in das Rennen eingestiegen, und wenn ich das Vertrauen der Bürger gewinne, darf ich eine Funktion zu übernehmen.“

Dazu dürfte es nicht kommen. Auch in Belgrad dominieren die pro-westliche Demokratische Partei und die Nationalisten den Kampf um das Amt des Bürgermeisters. Srbljanovic ist nicht die erste Künstlerin, die ein politisches Gastspiel gibt. Einer der Mitwirkenden in ihrem Stück „Heuschrecken“, Vojislav Brajovic, ist derzeit Kulturminister; einer seiner Amtsvorgänger, Branislav Lecic, kandidiert mit einer Liste bei der Parlamentswahl, die zeitgleich mit der Gemeinderatswahl staatfindet.

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