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Miloevics Heimatstadt Pozarevac

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Berichte Serbien
ZiB2 17032006 Miloevics Heimatstadt Pozarevac Wehrschütz Mod

Unter einer hundertjährigen Linde wird morgen Slobodan Milosevic in seiner Villa in seiner Geburtsstadt Pozarevac beigesetzt. Erzählungen zufolge soll Milosevic unter diesem Baum seine spätere Ehrfrau Mira Markovic zum ersten Mal geküsst haben. Auch Mira stammt aus der ostserbischen Stadt, die etwa 50.000 Einwohner zählt. Die Stadt leidet wie so viele Provinzstädte Serbiens am Fehlen einer regionalen Entwicklungsstrategie. Trotzdem ist das Potential dieser landwirtschaftlich geprägten Region beachtlich, und auch die Verbindungen mit Österreich sind intensiver als der Geburtsort von Slobodan Milosevic auf den ersten Blick vermuten lässt:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Pozarevac

Insert1: Dusan Vujicic Bürgermeister von Pozarevac

Insert2: Sonja Eremic Schulfreundin

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Pozarevac

Gesamtlänge:

Pozarevac liegt eine Autostunde südöstlich von Belgrad: Die Stadt macht einen eher verfallen Eindruck. Das gilt auch für das Museum, das die Sternstunde der Stadt dokumentiert. 1718 schlossen in Pozarevac das Osmanische Reich und der Habsburger Karl VI den Frieden von Passarowitz. Die Stadt gehörte 21 Jahre den Habsburgern, ehe das Gebiet wieder an die Türken verloren ging. Eng sind auch die zwischenmenschlichen Kontakte. Jeden Tag fährt ein Autobus von Pozarevac nach Wien. Eine Karte für hin und zurück kostet 70 Euro, wobei die Fahrt 12 Stunden dauert. Vor allem Gastarbeiter sind unterwegs:

„Es kommt auch viel Hilfe aus dem Ausland, denn aus dieser Region arbeiten mehr als 40.000 Gastarbeiter im Ausland, vor allem in Österreich aber auch in Deutschland und Italien.“

Daheim sind die Perspektiven gering und die Altlasten groß. Dazu zählt der Bambypark; bei seiner Eröffnung trat auch Sohn Marko Milosevic öffentlich auf. Nun betreibt ihn eine lokale Firma, doch sein Reiz ist geschwunden. Die Stagnation symbolisiert auch diese Bäckerei. Sie gehörte Marko und fiel im Oktober 2000 dem Volkszorn zum Opfer. Sechs Jahre später sieht das Lokal noch immer gleich aus. Gleich wie vor der Revolution sind wieder die Machtverhältnisse; seit 2004 ist der Burgermeister wieder ein Milosevics-Sozialist, der mit den Ultranationalisten regiert. Vergessen werden die Probleme der Ära Milosevic:

„Unter Milosevic haben wir wunderbar gelebt. Sogar als jene Hyperinflation herrschte, die man ihm angelastet hat, hatten wir alle die harte Deutsche Mark und so konnten wir uns zu recht finden und leben. Jetzt hat man keine Chance zum Leben.“

Sonja Eremic hat eine Pension von 150 Euro, Slobodan Milosevic kennt sie seit der Kindheit:

„Ich bin schrecklich traurig; er war für mich wie ein Bruder. Ich weiß nicht, wie ich das überleben soll. Das Volk ist sauer auf diese Regierung und auf alles. Es ist einfach sauer.“

Sonja Eremic ist wie viele andere Serben überzeugt, dass Milosevic vom Haager Tribunal ermordet wurde. Ihr Idol wird morgen im Garten seiner Villa unter einer Linde beigesetzt

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