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Österreich und der Machtkampf um die Mobtel

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Berichte Serbien
In Serbien bedroht der Machtkampf zwischen der Regierung und dem Oligarchen Bogoljub Karic zunehmend österreichische Wirtschaftsinteressen. Karic ist Mitgründer des ersten serbischen Mobilfunkanbieters Mobtel. Seine Anteile haben im Mai österreichische Investoren mit Martin Schlaff an der Spitze übernommen. Die Rede war dabei von einem Kaufpreis von mindestens 250 Millionen Euro Außerdem haben zwei österreichische Banken der Mobtel Kredite eingeräumt, die insgesamt einen Wert von 90 Millionen Euro haben. 70 Millionen Euro entfallen dabei auf die Hypo-Alpe-Adria und 20 Millionen auf Raiffeisen. Diese Kredite haben beide Banken gestern möglicherweise nicht ganz freiwillig der staatlichen Post übertragen, die Miteigentümer an der Mobtel und nun deren größter Gläubiger geworden ist. Damit sind die Chancen der Investoren um Martin Schlaff, Mobtel zu übernehmen noch schlechter geworden. Erschüttert wurden diese Hoffnungen bereits Ende Dezember als die Regierung in Serbien Mobtel die Lizenz entzog und die Firma unter Zwangsverwaltung stellte. Ursprünglich war geplant, dass Schlaff die Mobtel saniert und dann der mobilkom Austria überlässt, die auf diese Weise in den serbischen Markt einsteigen wollte.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Gesamtlänge: 2’44

Österreichische Banken spielen eine führende Rolle in Serbien. Raiffeisen ist Nummer eins, die Hypo-Alpe-Adria Nummer vier am hart umkämpften Bankenmarkt. Hinzu kommt eine noch immer stark vom Staat abhängige Wirtschaft, die Banken durchaus anfällig für politischen Druck machen kann. Dieser soll dazu geführt haben, dass Raiffeisen und Hypo-Alpe-Adria ihre Kredite bei Mobtel in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro fällig stellten und der staatliche Post PTT zu wahrlich sehr günstigen Bedingungen übertrugen. Die PTT ist Miteigentümer der Mobtel und nun ihr größter Gläubiger mit umfangreichen Pfandrechten. Das stärkt die Position der Regierung im Kampf um die Mobtel, da im Konkursfall österreichische Banken nun nicht mehr um ihre Kredite fürchten müssen. Weiter geschwächt wurden damit die Chancen der österreichischen Investoren um Martin Schlaff. Sie übernahmen vom Oligarchen Bogoljub Karic im Mai nicht nur dessen Anteile an der Mobtel, sondern auch einen umfangreichen Finanz- und Rechtsstreit mit der serbischen Regierung. Verhandlungen scheiterten im Dezember als sich Belgrad offensichtlich entschloss, endgültig mit Karic abzurechnen. Der Mobtel-Mitbegründer ist auch Politiker; sein Ziel ist der Sturz der Minderheitsregierung auch durch den Kauf von Abgeordneten. Karic ist reich und verdient offensichtlich über langfristige Verträge noch an der Mobtel. Ihm soll nun der Geldhahn zugedreht werden, und daher dürfte die Regierung Mobtel unter Zwangsverwaltung gestellt und die Lizenz entzogen haben. Auch ein Konkurs und damit ein endgültiger Verlust der Lizenz sind nicht ausgeschlossen. In diesem Fall hätten Schlaff und Co wohl ausgespielt, und Serbien wäre den ungebetenen Investor weitgehend los. Ein Rückschlag wäre das auch für Boris Nemsic, der heute zum Chef der Telekom Austria ernannt worden ist. Denn mit der Tochterfirma mobilkom Austria sollte nach der Sanierung durch Schlaff die Mobtel übernommen und der Sprung nach Serbien geschafft werden; diese Pläne sind nun in Frage gestellt, zumal Serbien rasch eine neue Mobilfunk-Lizenz ausschreiben will, die durchaus nicht der mobilkom zufallen muss. Von österreichischer Seite war heute niemand zu einer Stellungnahme bereit denn am Montag wird Vizekanzler Hubert Gorbach nach Belgrad kommen, um mit Ministerpräsident Vojislav Kostunica über all diese Vorfälle zu verhandeln.

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