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Die Beraubung des III. Reiches

Fernsehen
Kulturzeit
Berichte Serbien
Im ehemaligen Jugoslawien wurden etwa 900 eigene und 500 ausländische Spielfilme gedreht. Diese Vitalität des Films hat in Serbien auch die Ära Milosevic überdauert. So wurden vergangenes Jahr trotz schwieriger Wirtschaftslage und einer staatlichen Filmförderung von nur einer Million Euro pro Jahr neun Spielfilme und mehrere Kurzfilme gedreht. Einige erregten auch international Aufsehen. In diesem Jahr sind in Serbien bereits 13 Spielfilme gedreht worden. Dazu zählt auch die Komödie „Die Beraubung des III. Reiches“, die Ende Jänner in Serbien aber auch in Deutschland und Österreich in die Kinos kommen wird. Mit einem Budget von zwei Millionen Euro und 1200 Mitwirkenden ist der Film für serbische Verhältnisse eine Großpro-duktion. ORF-Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat die Dreharbeiten des Films begleitet und den folgenden Bericht über diesen Film und die Lage der serbi-schen Filmproduktion gestaltet:

Bericht: Christian Wehrschütz

Schnitt: Mica Vasiljevic

Kamera: Predrag Zrvenkovic

Ton: Dragisa Jelic

Insert1: 1’29 Zdravko Zotra Regisseur

Insert2: 3’14 Dragan Nikolic Schauspieler

Insert3: 3’50 Katarina Radivojevic Schauspielerin

Insert4: 4’30 Miroslav Mitic Filmproduzent

Insert5: 5’06 Zdravko Zotra Regisseur

Insert6: 5’53 Zdravko Zotra Regisseur

Gesamtlänge: 6’19

In Serbien werden im Frühjahr 1941 zwei Meisterdiebe in ein Gefängnis gebracht. Die wenig später folgende deutsche Besetzung ändert auch das Leben der beiden, das in der Komödie „Die Beraubung des III. Reiches“ gezeigt wird. Zunächst nutzen die neuen Herrn die Fähigkeit der zwei. Dabei gelingt den Safeknackern die Flucht.

Mit falschen Papieren fahren die Helden des Films nach Berlin, um den großen Cup zu landen. Der Bankraub gelingt und die zwei Serben setzen sich mit einer jungen Deutschen in die Schweiz ab, um den Krieg zu überdauern.

Obwohl der Film eine Komödie ist, zeigt er doch, wie sehr sich das Bild der Deutschen im Vergleich zu den alten Partisanen-Filmen geändert hat:

„Die Filme über den Zweiten Weltkrieg waren wirklich eine Übertreibung, da hat ein Partisan massenhaft Deutsche getötet. De facto sind die meisten Deutschen in unseren Filmen gefallen, fast genauso viel wie an der Ostfront. Doch das hat sich geändert, der Krieg liegt weit zurück. Unsere Leute reisen viel nach Deutschland, die Beziehungen sind ganz andere. Jetzt drehen wir eine Komödie aus dem Krieg und die Deutschen sind Teil eines Spiels, es gibt keine Toten und die Deutschen sind Leute wie andere auch.“

Gedreht wurde der Film „Die Beraubung des III. Reiches“ aus Kostengründen aus-schließlich in Serbien. Ein ehemaliges Lager der deutschen Besatzer diente als Kulisse für das Gefängnis. Der Bahnhof in Berlin liegt in der Stadt Subotica, nahe der ungarischen Grenze.

Als Bahnhofsgebäude diente das Rathaus. 1908 in der Zeit der K. und K. Monarchie erbaut, schmückt Kaiser Franz Josef bis heute den Sitzungssaal.

Für die Szenen vor dem Brandenburger Tor wurde in die Trickkiste gegriffen:

Die größte Herausforderung war aber die deutsche Sprache:

Deutsch soll den Zugang zum deutschen und österreichischen Markt erleichtern. Mehr als die Hälfte des gesamten Textes ist auf deutsch, doch keiner der Hauptdarsteller spricht Deutsch:

„Ich musste den Text fast wie ein Papagei auswendig lernen, Improvisation oder andere Möglichkeiten gab es nicht. Man sagt, dass es mir gelungen ist, alles richtig auszusprechen.“

Dragan Nikolic ist einer der populärsten serbischen Schauspieler, Katarina Radivojevic der Jungstar. Beide verdienen daher mehr als die Honoraruntergrenze von 300 bis 400 Euro pro Drehtag. Werbeaufträge als Folge ihrer Bekanntheit sind aber auch für sie die lukrativste Einnahmequelle:

„Mein Honorar für den Film Zonja Zamfirova war so, dass ich meine Wohnung renovieren konnte, die 37 Quadratmeter groß ist, ohne große Investitionen und ohne Renovierung des Badezimmers, wobei natürlich die Preise hier anders sind.“

Der Film Zonja Zamfirova war der Kassenschlager des vergangenen Jahres. Die Liebesgeschichte lockte binnen drei Monaten eine Million Serben in die Kinos, das sind mehr als doppelt so viele Zuschauer als Harry Potter erreichte. Produzent und Regisseur dieses Films wollen nun mit ihrem neuen Film „Die Beraubung des III. Reiches“ trotz aller praktischen Probleme an diesen Erfolg anknüpfen:

„Das generelle Problem in Serbien ist, dass die Kinos ein sehr niedriges Niveau haben. Sie sind nicht klimatisiert, im Winter gibt es keine Heizung und das beeinflusst die Zuschauerzahlen und den Profit aus dem Kinoverkauf, der auf dem niedrigsten Niveau in der Region ist. In Serbien sind das zwei Euro pro Karte, während in Öster-reich sechs, sieben oder acht Euro zu bezahlen sind.“

Trotzdem sind Filmbegeisterung und Vitalität des Films in Serbien ungebrochen:

„Ich kann nicht genau erklären, woher die Vitalität des serbischen Films herrührt. Wahrscheinlich vor allem daher, weil sich hier leider ständig Vieles ereignet. Sie leben dort ein friedliches Leben, doch hier ereignet sich leider sehr viel und Themen haben wir daher genug.“

Hinzu kommt, dass die Regisseure aktuelle Bezüge und Publikumsgeschmack sehr gut miteinander verbinden. Das gilt auch für „Die Beraubung des III. Reiches“:

„Die Botschaft ist die, dass derartige Meistereinbrecher zu jeder Zeit gebraucht werden und dass sie sich in jeder Zeit ausgezeichnet zurecht finden. Ich denke, dass auch die Gegenwart diese Leute wiedererkennt, denn alles geht im Kreis, die Geschichte wiederholt sich ständig. Auch heute gibt es Leute, die auf eine andere Art und Weise demselben Geschäft nachgehen.“

So kehren die zwei Meisterdiebe nach dem Krieg nach Serbien zurück und werden – dieses Mal von den kommunistischen Machthabern - ins Gefängnis gesteckt. Doch auch die neuen Herrn haben Aufträge für sie. So eröffnen auch die neuen Machthaber den zwei Gaunern am Ende einen Ausweg aus ihrer Lage.

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