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Zehn Jahre nach „Sturm“ in Kroatien und Serbien

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Berichte Serbien
Kroatien hat heute der Rückeroberung der Krajina durch kroatische Truppen vor zehn Jahren gedacht. Die Militäraktion mit dem Decknamen „Sturm“ begann bereits am 4. August um fünf Uhr früh, doch heute vor zehn Jahren rückten die Kroaten in Knin, die Hauptstadt der Krajina ein. Die Militäraktion besiegelte das Schicksal der selbsternannten Serben-Republik in Kroatien, stellte die territoriale Einheit des Landes wieder her und führte zur Flucht von etwa 200.000 Serben aus Kroatien. Während in Serbien der Opfer gedacht wurde ist der heutige Tag in Kroatien ein Feiertag.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Knin

Aufsager: 2’00

Gesamtlänge: 2’26

Stürmisch war es heute in Knin als auf der Festung der alten Königsstadt die kroatische Führung der Operation „Sturm“ gedachte. Die Militäraktion dauerte vier Tage, 127.000 Soldaten waren im Einsatz, ein Fünftel Kroatiens wurde von den Serben zurückerobert. Trotz allen militärischen Zeremoniells waren die Reden maßvoll. Ministerpräsident Ivo Sanader bezeichnete die Militäraktion als Grundlage des modernen Kroatien, betonte aber auch die Bedeutung des Minderheitenschutzes. Noch deutlicher war Staatspräsident Stipe Mesic. Er rief zu Toleranz und Aussöhnung auf und betonte, dass sich Kroatien der Verbrechen stellen müsse, die einzelne begangen hätten. Das gilt gerade für General Ante Gotovina, der wegen seiner Rolle bei der Operation „Sturm“ für viele Kroaten ein Held ist, vom Haager Tribunal aber der Kriegsverbrechen beschuldigt wird. Seinetwegen verschob die EU im März die Beitrittsverhandlungen mit Kroatien. Denn vor zehn Jahren verloren auch 200.000 Serben in der Krajina ihre Heimat, nur etwa die Hälfte kehrte bisher zurück. Unzweifelhaft ist aber, dass Kroatien einen Verteidigungskrieg führte, und dass während des Krieges 500.000 Kroaten als Flüchtlinge leben mussten. Hinzu kommt, dass die Militäraktion „Sturm“ mit Duldung des Westens erfolgte; sie bildete den Auftakt für Offensiven in Bosnien, die zum Friedensvertrag von Dayton führten durch den im Dezember 1995 der Krieg in Bosnien endete. In Belgrad waren diese Aspekte bei den Gedenkfeiern zur Operation „Sturm“ kein Thema. Erinnert wurde nur an die eigenen Opfer. Präsident Boris Tadic verglich die Aktion „Sturm“ sogar mit dem serbischen Massaker im bosnischen Srebrenica; Ministerpräsident Vojislav Kostunica sprach von der schlimmsten ethnischen Säuberung seit 1945. Klare Worte zu Srebenica fand Kostunica bisher ebenso wenig wie zu kroatischen Opfern, die der großserbische Traum gefordert hat.

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