Serbische Studenten reisen von Wien aus durch Europa
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Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad
Insert1: 0’45 Vladan Divac, Student
Insert2: 1’09 Vladan Divac, Student
Insert3: 2’12 Slobodan Risimovic Student
Gesamtlänge: 2’42
Bei einem Festakt im Rathaus von Belgrad übergab der österreichische Botschafter in Serbien, Gerhard Jandl, den einhundert Studenten die Pässe mit den ersehnten Schengen-Visa. Zu ihnen zählen der 24-jährige Vladan Divac, der ebenso wie sein Freund Slobodan Risimovic an der Elektrotechnischen Fakultät in Belgrad studiert. Beide sind knapp vor der fertig werden und gemeinsam wohnen sie in einem Belgrader Studentenheim. Unterkunft und Verpflegung kosten pro Monat 50 Euro. Das Geld schießt der Staat vor, wobei der Kredit bei sehr gutem Erfolg nicht zurück bezahlt werden muss. In den nächsten vier Wochen wollen Divac und Risimovic nun Paris, Amsterdam, Madrid, Barcelona und Deutschland besuchen. Es wird für sie die erste große Reise durch Europa sein:
"Wenn ich die Grenzen des ehemaligen Jugoslawiens nicht berücksichtige, weil das jetzt Ausland ist, so war ich nur zwei Monate in Israel. Denn im vierten Studienjahr wurde ich ausgewählt und konnte zwei Monate an einem Projekt in Haifa arbeiten. Doch in den Ländern der EU war ich bisher nicht."
Seine Lage im Vergleich zu Studenten aus der EU schildert Divac so:
"Unsere Altersgenossen aus der EU können frei durch die anderen Länder reisen, und daher ist das für uns wirklich eine Gelegenheit zu sehen, wie das in der Welt aussieht. Denn es für uns sieht es so aus, dass diese Region nur geographisch zu Europa gehört."
Denn Visa sind nur schwer zu bekommen, außerdem beschränkt die schwierige soziale Lage in Serbien die Möglichkeit ins Ausland zu reisen. Doch auch dieses Problem wurde für die hundert Studenten gelöst. Die Stadt Belgrad finanzierte das Interrail-Ticket, private Geldgeber sponserten Übernachtung in Jugendheimen, Verpflegung und ein Taschengeld von 200 Euro. Dafür mussten die Studenten, die Kriterien erfüllt, die der Verein "Europäische Bewegung" vorgegeben hat. Dazu zählten Sprachkenntnisse, Studienerfolg und geringe Auslandserfahrung. Vladan Divac und Slobodan Risimovic werden wieder nach Belgrad zurückkehren. Doch nach dem Studium wollen sie ins Ausland, denn fünf Jahre nach dem Ende von Slobodan Milosevic sind sie mit dem Reformtempo in Serbien unzufrieden:
"Ich denke, dass die Geduld langsam zu ende geht, und dass viele auswandern werden. Viele wollen das Land - soweit ich weiß - sicher verlassen. Die besten Studenten unserer Fachrichtung sind bereits weg, sei es in Madrid, Holland, Amerika, wo sie Post-Diplom-Studien absolvieren, wo ihnen einfach ein Arbeitsplatz sicher ist. Wo mehr geboten wird, dort geht man eben hin."
Serbien wird sich daher etwas einfallen lassen müssen, um die Emigration zu stoppen, die das Land bereits so viele qualifizierte Köpfe gekostet hat.