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Jugo-Nostalgie 25 Jahre nach Titos Tod

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Berichte Serbien
Heute vor 25 Jahren starb Josip Broz, genannt Tito, der Gründer des kommunistischen Jugoslawien. Von seinem Staat ist nach den Zerfallskriegen in der ersten Hälfte der 90-iger Jahre nichts mehr übrig geblieben, und auch den Lebensstandard von damals haben die meisten Nachfolgestaaten des Tito-Jugoslawien noch nicht wieder erreicht. Vielleicht gerade deswegen dauert unter der älteren Generation eine gewisse Tito-Nostalgie fort. So kamen heute Tausende aus allen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken nach Belgrad, um am Grabe Titos der in ihren Augen guten alten Zeit zu gedenken.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: 0’28 Srdjan Bogosavljevic, Meinungsforscher in Belgrad

Aufsager: 2’07 Christian Wehrschütz aus Belgrad

Gesamtlänge: 2’40

Bei Staatsbegräbnis für Josip Broz Tito im Frühsommer 1980 versammelten sich Spitzenpolitiker aus aller Welt in Belgrad. Denn als Führer der blockfreien Bewegung hatte Tito im Kalten Krieg seinem Jugoslawien Weltgeltung verschafft. Doch der gemeinsame Staat der Südslawen überdauerte seinen Gründer nur knapp zehn Jahre, denn Titos Nachfolger in den Teilrepubliken erwiesen sich auch als seine Totengräber:

„Der Nationalismus beseitigte das gesamte Erbe der Tito-Politik, und so blieb von Tito nur die Nostalgie an ein gute alte Zeit, in der wir frei reisen konnten, geschätzt wurden und alle mehr oder weniger würdig leben konnten.“

Diese Motive führten heute tausende Menschen aus Mazedonien, Bosnien, Kroatien und anderen ehemaligen Teilrepubliken an Titos Grab .......

Für sie ist der blutige Zerfall Jugoslawiens noch heute eine Tragödie, die sie vor 25 Jahren nicht für möglich hielten:

„Wir haben nicht erwartet, dass ein derart großes Land, dass eine derart starke Armee, das Brüderlichkeit und Einheit in nur zehn Jahren den gesamten Zusammenhalt verlieren.“

Auch Titos Enkel, Josko Broz, erwies seinem Großvater heute die Ehre. Er ist einer der wenigen Familienangehörigen, der noch in der Öffentlichkeit präsent ist. Josko Broz besitzt in Belgrad ein Restaurant, in dem Tito ebenfalls präsent ist.

Doch nicht jeder hat nostalgische Gefühle. So wurde Titos Standbild in seinem Geburtsort Kumrovec in Kroatien vor knapp einem Jahr von unbekannten gesprengt. Die Tat löste Proteste aus; das Denkmal wurde in Zagreb instand gesetzt und jüngst in Kumrovec wieder aufgestellt. Leider wird die Aussöhnung im ehemaligen Jugoslawien weit länger dauern, obwohl die Region auf dem Weg Richtung EU auch ohne Tito und auf demokratische Weise wieder zusammenwächst.

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