Erster Durchgang der Präsidentenwahl in Serbien
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Berichte Serbien
In Serbien findet morgen der erste Durchgang der Präsidentenwahl statt. 6,5 Millionen Serben sind wahlberechtigt. Die besten Chancen für den Einzug in die Stichwahl haben die Kandidaten von zwei Oppositionsparteien. Dem Kandidaten der Regierung sagen Umfragen dagegen eine klare Niederlage voraus. Die Regierung von Ministerpräsident Vojislav Kostunica ist gerade 100 Tage im Amt, ist aber wegen der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage bereits unpopulär.
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien
Aufsager: 1’14 Christian Wehrschütz aus Belgrad
Gesamtlänge: 1’35
In Serbien ist auch vier Jahre nach dem Ende der Ära Milosevic kein rascher Aufschwung in Sicht. Erträglich ist für viele die Lage nur, weil Auslandsserben pro Jahr 2,7 Milliarden Dollar überweisen. Dieser Betrag ist fast so hoch wie die Exporterlöse Serbiens im Jahre 2003. Trotzdem sind viele Serben arm. Weniger als die Hälfte aller Haushalte zahlt die Stromrechnung pünktlich, denn bei 200 Euro Durchschnittslohn kostet ein Liter Speiseöl bis zu einen Euro. Die Regierung wird dafür morgen die Rechnung bekommen. Ihr Präsidentschaftskandidat muss froh sein, wenn er vor dem Großunternehmer Bogoljub Karic Platz drei belegt. Karic versprach im Wahlkampf Arbeit und Brot. Der politische Quereinsteiger hat mehrere Firmen und eine populäre Fernsehstation. Die meisten Stimmen wird aber Tomislav Nikolic erhalten. Der Ultranationalist profitiert am stärksten von der Unzufriedenheit. Nikolic hat seine Sprache merklich gezügelt, um auch für gemäßigtere Serben wählbar zu sein. Sein Gegner in der Stichwahl in zwei Wochen wird Boris Tadic heißen. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei ist ein erklärter Reformer. Sein Sieg wäre dem Westen am liebsten, denn Tadic will Serbien so rasch wie möglich an die EU heranführen.