× Logo Mobil

Prostitution und Frauenhandel in Serbien

Fernsehen
ZiB2
Berichte Serbien
Beim Kampf gegen die Organisierte Kriminalität am Balkan steht vor allem der Kampf gegen Drogenhandel und Menschenschmuggel im Vordergrund. Während der Balkan bei der Drogenkriminalität jedoch vor allem Durchgangsstation ist, ist das beim Menschen-schmuggel anders. So landen viele Frauen als Zwangsprostituierte im Kosovo und in Bosnien, wo auch Tausende Soldaten der internationalen Friedenstruppe stationiert sind. Für jene Opfer, die entkommen konnten, betreibt die IOM, die Internationale Organi-sation für Migration, im ehemaligen Jugoslawien sichere Frauenhäuser. Ein derartiges Haus besteht auch in Belgrad und wird maßgeblich vom Außenministerium in Wien finanziert. Bei ihrem heutigen Besuch in Belgrad, hat Außenministerin Benita Ferrero-Waldner daher nicht nur die serbische Führung getroffen. Vielmehr hat sie auch mit der IOM sowie mit Frauen gesprochen, die Opfer des Menschenhandels geworden sind.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien

Insert1: 0’22 Dusan Zlokas Serbischen Grenzpolizei

Insert2: 0’52 Lydia, Opfer des Menschenhandels

Insert3: 1’27 Lydia, Opfer des Menschenhandels

2’14: Außenministerin Benita Ferrero-Waldner

Razzia in einem Bordell in Serbien.

Allein in Belgrad hat die Polizei vergangenes Jahr 70 Begleitagenturen ausgehoben, denn Prostitution ist in Serbien verboten. Doch nicht nur freiwillige Damen findet die Polizei hier, sondern auch Zwangsprostituierte vor allem aus Osteuropa:

„In Moldawien beträgt der Durchschnittsverdienst 20 Euro. Es ist daher normal, dass durch Versprechen eines besseren Lebens, wo man als Babysitter, Friseurin, Putzfrau oder ähnliches arbeiten kann, viele Frauen betrogen werden, die dann zu Opfern des Menschenhandels werden.“

Zu Opfern werden aber auch Serbinnen wie die 23-jährige Lydia. Sie lebte bis zum 18. Lebensjahr im Waisenhaus; dann verkaufte sie ihre beste Freundin an Menschenhändler:

„Sie fragte, ob ich in Bosnien arbeiten möchte, sagte, dass das Gehalt zwischen 250 und 500 Euro sein wird. Ich hatte keine Wahl, denn ich stand auf der Straße und habe daher angenommen und ging nach Bosnien, obwohl ich nicht wusste, worum es sich handelt. Geld habe ich nie gesehen, aber als ich in eine Art Restaurant kam und nackte Mädchen sah, wusste ich worum es sich handelt.“

Im mazedonischen Tetovo war sie ein halbes Jahr in Bordellen, in Kroatien einige Monate und in Bosnien ein ganzes Jahr, ehe sie an der kroatisch-bosnsichen Grenze fliehen konnte:

„Der Zuhälter stieg aus, wahrscheinlich um sich etwas zu essen zu kaufen. Ich sprang aus dem Auto und begann zu laufen bis ich die Polizei fand.“

In diesem sicheren Haus in Belgrad lebt Lydia nun seit einem Jahr mit Frauen aus Rumä-nien, Moldawien oder der Ukraine. Neben Unterkunft, psychologischer und medizini-scher Betreuung, gibt es Nähkurse und Lydia selbst besucht eine Berufsschule wobei Ausgang ist nur in Begleitung möglich ist. Betrieben wird das Haus von der IOM, der Internationalen Organisation für Migration. Sie organisiert auch die Rückkehr. Mehr als 100 Frauen hat IOM in Belgrad schon betreut; mitfinanziert wird das Frauenhaus vom Außenministerium in Wien mit 150.000 Euro pro Jahr. Dies dient nicht nur dem Schutz der Frauen, sondern auch dem Kampf gegen die Kriminalität, weil

„... manche dieser Frauen auch als Zeuginnen dann aussagen in Prozessen gegen Schlep-per. Und ich glaube, es ist ganz ganz wichtig, wenn man solche Schlepperbanden aus-heben will – natürlich -, klar die Beweisführung zu machen. Und das wird zum Teil auch durch diese Frauen ermöglicht.“

In Belgrad traf Ferrero-Waldner heute auch mit diesen Frauen sowie mit IOM zusammen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Die meisten Opfer kommen übrigens nicht über die grüne Grenze, sondern benutzen Grenzübergange. Gefälschte Papiere, erschlichene Visa, Korruption und die wachsende Zahl von Reisenden begünstigen die Schlepperbanden.

Facebook Facebook