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Infrastruktur in Serbien

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Berichte Serbien
In Serbien gab es heute eine Österreich- Premiere besonderer Art. Auf der Autobahn von Belgrad nach Nis wurde die erste OMV-Tankstelle eröffnet. Noch heuer will die OMV weitere 12 Tankstellen in Betrieb nehmen, insgesamt sollen es 100 sein. Der Konzern will in Serbien 150 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren investieren. Die OMV trägt damit auch zur Verbesserung der Infrastruktur bei, die in Serbien in besonders schlechtem Zustand ist. Straßen, Schienennetz, E-Wirtschaft und Telekommunikation sind veraltet; jahrelang fehlte das Geld für Neuinvestitionen und die Bombenangriffe der NATO richteten im Kosovo-Krieg noch zusätzliche Schäden an. Seit dem Sturz von Slobodan Milosevic hat vor allem die EU viel Geld investiert, denn ohne Modernisierung der Infrastruktur ist nicht nur das Überleben der Reformregierung fraglich, sondern auch die Anbindung des Balkan an Europa nicht zu erreichen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien

Insert: 0’17 Gerhard Roiss Stellvertrtender OMV-Generaldirektor

Aufsager: 0‘39 Christian Wehrschütz

Insert: 1’22 Richard Zink, Europäische Agentur für Wiederaufbau, Belgrad

Insert: 1’47 Norbert Schnabl, Krone-GesmbH

Gesamtlänge: 2’06

Die OMV-Zwillingstankstellen 100 Kilometer südlich von Belgrad sind die modernsten in ganz Serbien. Die Tankstellen verfügen über modernste Umweltstandards sowie genügend Platz für LkW-Züge und PkW. Natürlich gibt es auch einen Supermarkt mit vorwiegend serbischen Waren und ein Wiener Kaffeehaus. 30 Serben werden pro Tankstelle beschäftigt. Die OMV wird daher in Serbien künftig zu einem wichtigen Arbeitgeber werden:

Daher ist es auch kein Wunder, daß zur Eröffnung auch die serbische Verkehrsministerin und der Wirtschaftsminister kamen. Gemeinsam wurde die Anlage eröffnet, die von ihrer Aus-stattung serbische Tankstellen weit hinter sich läßt und neue Maßstäbe setzt.

Wie eine Träne im Ozean wirkt diese OMV-Tankstelle in Serbien. Doch einen enorm großen Nachhohl- und Finanzbedarf hat auch die übrige Infrastruktur in Serbien, die trotz EU-Hilfe noch von Niedergang und Krieg gezeichnet ist.

So besteht zwar eine Autobahn von Belgrad nach Nis, doch die Anbindung an Ungarn und Mazedonien Grenze fehlt. Auf 800 Millionen Euro beziffert Miroljub Labus, stellvertretende jugoslawische Regierungschef, die Baukosten:

„Am teuersten ist der Teil durch die Gredelicka Enge. Bei diesen 35 Kilometren kostet jeder Autobahnkilometer fünf Millionen Euro, so daß allein dieser Abschnitt zwischen 150 und 200 Millionen Euro kostet. Bis zu den Olympischen Spielen im Jahre 2004 in Griechenland werden wir versuchen, diese 35 Kilometer zu modernisieren und dreispurig auszubauen; doch der Rest der Strecke soll eine normale Autobahn sein.“

Auch das Schienennetz und die Züge sind veraltet. Siemens Österreich hat daher mit seinem Dieseltriebzug Desiro bereits eine Werbefahrt im Raum Belgrad organisiert. Der Sofortbedarf im Regionalverkehr liegt bei 20 Zügen, doch die Kosten von 2,2 Millionen Euro pro Stück sind bisher unerschwinglich. Denn Priorität genießt das Schienennetz; von den 3500 Kilo-metern sind 20 Prozent elektrifiziert. Weniger als ein Drittel der Geleise wurden in den ver-gangenen 25 Jahren in Stand gesetzt.

„Derzeit haben wir im Schienennetz etwa 130 Stellen, wo die Geschwindigkeit auf 20 bis 40 Kilometer pro Stunde beschränkt ist. Und etwa 300 Kilometer des Netzes müssen erneuert werden.“

In die Energieversorgung Serbiens hat die EU bereits mehr als 200 Millionen Euro investiert. Trotzdem ist der Finanzbedarf noch immer gewaltig:

„Der Erneuerungsbedarf ist immer noch enorm. Es wurde ja quasi zehn Jahre lang kein Unterhalt gemacht. Das ist wie wenn ich ein Auto kaufe und mit dem jedes Jahr 100.000 Kilometer fahre und mit dem nie zur Werkstatt gehe.“

Auch den Wiederaufbau der Donaubrücke bei Novi Sad wird die EU mit 40 Millionen Euro finanzieren; drei Jahre nach dem NATO-Krieg ist Donau noch immer nur schwer passierbar. Auch österreichische Firmen hoffen auf gute Geschäfte beim Wiederaufbau. Bei einer Messe in Belgrad kam jeder 10 Aussteller aus Österreich. Vertreten war auch die Firma Krone. Sie sieht in der Telekommunikation große Chancen:

„Als messbares Beispiel sage ich einmal in Westeuropa ist der Standard, dass pro 100 Einwohner zwischen 55-60 Telefonanschlüsse existieren. Hier liegt die Rate – man vermutet – zwischen 13-18 Anschlüsse pro 100 Einwohner.“

Diese Zahl zeigt, wie weit der Weg Serbiens trotz wachsender Präsenz westlicher Firmen noch ist.

Der zweiteilige Dieseltriebzug Desiro VT 642, der Firma Siemens auf einer Werbefahrt durch Belgrad. Modern ausgestattet bietet der Zug mehr als 200 Passagieren Platz. Kostenpunkt: 2,2 Millionen Euro pro Stück. Siemens Österreich hat diese Werbefahrt organisiert, denn Siemens hofft auf einen Großauftrag aus Serbien sowohl in der Diesel- aus auch in der Elektroversion. Der Sofortbedarf im serbischen Regionalverkehr liegt bei 20 Zügen, doch insgesamt müssen 100 Stück erneuert werden. 120.000 Passagiere in Belgrad und aus dem Umland fahren täglich mit Regionalzügen. Über deren Zustand sagt Goran Kalicanin vom serbischen Eisenbahnunternehmen STP:

„Bei den Elektrozügen im Raum Belgrad sind die jüngsten Regionalzüge durchschnittlich etwa 20 Jahre alt. In den Regionen außerhalb Belgrads haben wir aber auch viel ältere Züge, die etwa 40 Jahre alt sind.“

Das Schienennetz in Serbien ist etwa 3500 Kilometer lang; etwa 20 Prozent davon sind elektrifiziert. Umfassende Instandsetzungsarbeiten erfolgten in den vergangenen 25 Jahren nur bei 30 Prozent der Geleise. Zu den Folgen fehlender Investitionen für das Schienennetz sagt die serbische Verkehrsministerin Marija Raseta-Vukosavljevic:

„Derzeit haben wir im Schienennetz etwa 130 Stellen, wo die Geschwindigkeit auf 20 bis 40 Kilometer pro Stunde beschränkt ist. Und etwa 300 Kilometer des Netzes müssen erneuert werden.“

Zum Finanzbedarf bei den Eisenbahnen sagt die Verkehrsministerin:

„Für die Erneuerung der Infrastruktur haben wir dieses Jahr Projekte im Wert von 150 Millionen Euro. Dieses Geld soll nicht nur der Infrastruktur, sondern auch der Moderni-sierung und Reparatur von 60 Elektrozügen dienen. Doch wir brauchen viel mehr Geld, mindestens den dreifachen Betrag, um die Eisenbahn und die Infrastruktur in einen Zustand zu versetzen, der für Europa akzeptabel ist.“

Das Geld soll vor allem von der EIB, der Europäischen Investitionsbank, in Form von langfristigen Krediten bereitgestellt werden. Für andere Infrastrukturprojekte hat die EIB bereits einen Kredit in Höhe von 66 Millionen Euro gewährt. Wozu das Geld konkret verwendet werden soll, erläutert der EIB-Vizepräsident, der Österreicher Ewald Novotny, so:

Auch Siemens-Österreich hofft, daß Serbien mit Hilfe der EIB sowie österreichischer und deutscher Exportfinanzierung Züge vom Typ Desiro wird kaufen können. Doch der schlechte Zustand der Infrastruktur ist nur eine Seite des serbischen Problems. So zählt das serbische Eisenbahnunternehmen STP derzeit 33.000 Mitarbeiter. Fast die Hälfte von ihnen, soll in den kommenden fünf Jahren auf sozial verträgliche Weise abgebaut werden. Serbiens Regierung steht somit noch ein dorniger Weg bevor, bis auch die Serben glauben werden, daß ihr Land wirklich auf gutem Wege ist.

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