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Milosevic in Haag

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Berichte Serbien
In Belgrad zeigten sich die Anhänger von Slobodan Milosevic vor zwei Tagen noch zuversichtlich. Mehr als Zehntausend Sympathisanten gingen auf die Straßen, um für die Freilassung und gegen die Auslieferung Milosevics an das Haager Tribunal zu demonstrieren. Heute Abend versammelte sich im Zentrum Belgrads dagegen nur eine kleine Gruppe von Milosevic-Anhän-gern. Zorn und Schock über die Auslieferung sitzen offensicht-lich tief, auch bei Milosevics Sozialistischer Partei, die die Auslieferung ebenfalls kaum fassen konnte. Überrascht davon wurde am späten Nachmittag auch Milosevics Schwiegertochter Milica und Ehefrau Mira; sie erfuhren erst vor dem Gefängnis, daß Milosevic bereits auf dem Weg nach Den Haag war. Zu Mitag hatte es bei der Sitzung des Bundesverfassungsgerichts anders ausgesehen. Denn die Richter setzten das Auslieferungsver-fahren gegen Milosevic aus; sie wollten erst prüfen, ob eine Auslieferung verfassungskonform sei. Doch dazu ließ es der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic nicht mehr kommen.

Die Auslieferung begründete Djindjic so:

„Genau vor 12 Jahren an diesem Tag, dem Veitstag, dem größten serbischen Feiertag rief Slobodan Milosevic unser Volk auf das zu verwirklichen, was er die Ideale des himmlischen Serbiens nannte. Das führte zu 12 Jahren Krieg, Katastrophen und zum Niedergang unseres Landes. Die Regierung Serbiens hat sich heute verpflichtet, die Ideale des irdischen Serbiens zu verwirklichen; und zwar nicht so sehr wegen uns,sondern wegen zuserer Kinder. Denn mit diesen Entschlüssen retten wir die Zukunft unserer Kinder.“

Die Mehrheit der Belgrader stimmt am Abend Djindjic zu:

„Nennen Sie mir einen guten Grund, warum er hätte hier bleiben sollen.“

„Jeder soll sich für seine Taten verantworten; ich denke, daß ist die Antwort.“

„Ich glaube, es mußte so sein.“

Die Gegenstimmen blieben klar in der Minderheit:

„Eine Schande für Serbien, ich will nicht darüber sprechen.“

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