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Bundesparlament

Fernsehen
ZiB2
Berichte Serbien
Das Bundesparlament war das erste Symbol der Macht, das in Belgrad brannte. Doch der Zorn der Demonstranten richtete sich nicht gegen das Parlament als Institution, sondern gegen die Zentrale Wahlkommission, die darin tagte. Daher wurden auch zunächst die Simmzettel aus dem Gebäude geworfen, ehe es zu massiven Pünderungen kam. Das Inneres des Gebäudes bot Stunden anch dem Sturm das sprichwörtliche Bild der Verwüstung. Zer-stört und gestohlen wurde, was nicht nied- und nagelfest und auch transportierbar war.

Als zweites Symbol der Macht büßte das staatliche serbische Fernsehen, nicht zuletzt ein Symbol der Realitätsverweigerung. Denn RTS hatte nie über die tagelangen Demonstrationen be-richtet; die politische Elite wollte die Wahrheit und nicht sehen und genoß statt dessen knapp zwei Tage vor der Revolu-tion eine unverfängliche Wahl – die der Miß Jugoslavia; das Ambiente dieser Wahl dürfte zwar nur zufällig an die Titanic gemahnt haben, daß Schiff des alten Staates, sank trotz nicht ein Mal 48 Stunden später.

Gebüßt hat diese Realitätsverweigerung vor allem das Fernseh-gebäude. Wie denken nun Passanten über diese Verwüstungen:

„Ich bin gegen die Zerstörungen. Aber wenn diese Station der Preis für den Regimewechsel war, dann billige ich das.“

„Die Menschen sollten sich rächen, denn sie belogen uns 10 Jahre, warum nicht“

„Racheakte wird es vielleicht die ersten Tage geben; doch nach einigen Monaten werden wir vergessen; Serben sind so.“

Auch ein Polizeistation im Zentrum Belgrads wurde in der Nacht des Umsturzes verwüstet. Die Bevölkerung fürchtete die Polizei weit mehr als Stütze des politischen Systems, denn die Polizei galt als besser bezahlt und daher als loyaler gegenüber Slobodan Milosevic als die Armee. Was denken nun Bürger über Milosevic nach dessen Sturz:

„Er interessiert mich nicht mehr, er ist eine bedeutungslose Figur.“

„Wir haben von ihm die Nase voll. Ich will nicht ein Mal mehr seinen Namen nennen. Wenn ich an ihn denke steigt mein Blutdruck“

Zerstört wurde nicht nur die Parteizentrale von Milosevics Sozialisten in der Belgrader Innenstadt. Auch eine Parfümerie wurde verwüstet, wohl die einzige in Belgrad, den sie gehört Milosevics Sohn Marko. Beklag‘ Dich bei Deinem Vater, steht auf dieser Wand geschrieben; das wird Marko nicht nötig haben; denn trotz der Verwüstung und des Machtverlusts wird die Familie Milosevic auch künftig nicht am Hungertuch nagen.

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