× Logo Mobil

Jugoslawien Lage

Fernsehen
ZiB2
Berichte Serbien
In Serbien setzt die Opposition auf Kundgebungen und zivilen Ungehorsam, um Slobodan Milosevic zur Anerkennung ihres Sieges bei der Präsidentenwahl zu zwingen. Nach Angaben der Opposi-tion hat Vojislav Kostunica schon im ersten Durchgang die erforderliche absolute Mehrheit erreicht; doch die Bundeswahl-behörde hat widerspricht und hat für den achten Oktober einen zweiten Wahlgang anberaumt. Um diesen zweiten Durchgang der Präsidentenwahl zu verhindern, hat die Opposition zu Streiks, Straßenblockaden und Massenkundgebungen aufgerufen, die zum ersten Mal in ganz Serbien stattfanden.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz, Belgrad

Insert1 bei 0‘22 : Zoran Djindjic, DOS-Wahlkampfleiter

Insert2 bei 1’55 : Sinisa Nikolic,

DOS-Mitglied der Bundeswahlkommission

Aufsager bei 2‘37

Dosta – genug, steht auf dieser Flugschrift der Alllianz DOS, der Demokratischen Opposition Serbiens. Doch ist die Oppo-sition stark genug, um durch derartige Kundgebungen und durch zivilen Ungehorsam Slobodan Milosevic zur Anerkennung ihres Wahlsieges und zum Verzicht auf einen zweiten Durchgang zu zwingen. Zoran Djindjic Wahlkampfmanager der Opposition ist optimistisch:

„Ich glaube, Milosevic ist so schwach auf Grund dieser Fälschung, dass wir nicht viel brauchen, um ihn zu einem Kompromiss zu bringen. Und Kompromiss bedeutet, dass er eine internationale Expertengruppe anerkennt, die dann die Daten vergleichen würde.“

In sieben Tage werde Milosevic einlenken, glaubt Djindjic. Doch die Bevölkerung ist skeptisch, ob diese Strategie der Opposition zum Ziel führen kann. Diese Passantin drückt eine weitverbreitete Stimmung aus:

„Ehrlich gesagt, ich weiß nicht ob die Opposition Erfolg damit hat.“

Das staatliche Serbische Fernsehen liefert einen Hinweis, daß Milosevic versuchen könnte, die Krise auszusitzen. Denn die Massendemonstrationen kamen in den Nachrichten nicht vor. Gefeiert wird dagegen die Arbeit der sogenannten internationalen Wahlbeobachter, hier Bilder von deren Abreise. Immer unklarer wird, was diese Damen und Herrn eigentlich kontrolliert haben. Denn ein Blick auf die im Amtsblatt veröffentlichten Ergebnisse, zeigt massive Ungereimtheiten. Bei der Präsidentenwahl wurden um etwa 95.000 Stimmzettel mehr an die Bundeswahlkommission eingesandt, als Wahlberechtigte vorhanden sind. Die Zahl der Wahlberechtigten bei der Präsidentenwahl ist um 30.000 höher als bei der Wahl zum Unterhaus des Parlaments. Im Unterhaus ist eine Albaner-Partei vertreten, die trotz des Boykotts der Kosovaren 24.000 Stimmen erhalten haben soll. Weiters sind nach Angaben der Opposition Milosevic 142.000 Stimmen der Albaner zugeschrieben worden, wiederum trotz deren Boykotts. Der Vertreter der Opposition in der Bundeswahlkommissin, Sinisa Nikolic, sagt zu diesem Amtsblatt:

„Keine der Zahlen paßt mit den anderen zusammen. Mit bloßem Auge ist klar, daß hier keine korrekten Ergebnisse vorliegen.“

Ob Slobodan Milosevic angesichts dieser Fakten einer inter-nationalen Überprüfung des Wahlergebnisses zustimmen wird, ist zu bezweifeln.

Je mehr Hinweise und Beweise es für Wahlmanipulationen gibt, desto größer wird auch das Dilemma der Opposition. Nimmt sie am zweiten Wahlgang teil, drohen neue Manipulationen und Milosevic kann dies Teilnahme als Anerkennung des Wahlergebnisses auslegen; boykottiert die Opposition den zweiten Durchgang ohne seine Durchführung verhindern zu können, bleibt Milosevic geschwächt aber doch an der Macht.

Facebook Facebook