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Berichte Serbien
16 Stunden nach dem Ende der Wahlen in Jugoslawien liegt noch immer kein inoffizielles Ergebnis für eine der Wahlen vor. Die Zentrale Wahlkommission in Belgrad hat noch keine Stellungnahme abgegeben und auch die Auszählung der Stimmen ist noch nicht abgeschlossen. Was die Präsidentenwahl betrifft, so behaupten Regierungsparteien und „Demokratische Opposition Serbiens“ gleichermaßen ihr Kandidat habe gesiegt. Das Wahlbündnis aus Sozialisten und Jugoslawischer Linken erklärte Slobodan Milosevic habe gewonnen. Dagegen sieht die Opposition Vojislav Kostunica als eindeutigen Gewinner der Wahl. Kostunicas Anhänger haben trotz der unklaren Situation in der Nacht in Belgrad und anderen serbischen Städten gefeiert.

Bericht: Christian Wehrschütz, Belgrad

Gesamtlänge: 1‘41“

Text:

„Rette, Rette Serbien, oh Slobodan und bring dich um!“, skandierten die Gegner des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic immer wieder in der Belgrader Innenstadt. Das vom serbischen Staatsfernsehen auf dem Platz der Republik organisierte Konzert fand dagegen nur wenig Anklang. Die Nacht verlief weitgehend friedlich, obwohl die Polizei zunächst Anhänger und Gegner der Regierung zu trennen hatte. Hunderte Bürger waren in Belgrad und Tausende in ganz Serbien auf den Straßen, um zu feiern und um von der Opposition über Ergebnisse informiert zu werden. Die Hoffnungen der Kostunica-Wähler drückten diese Belgraderin so aus:

Ich erwarte mir Veränderungen, ein besseres und schöneres Leben für diese Volk und dieses Land. Denn nach 13 Jahren denke ich, daß schließlich die Zeit für ein normales Leben gekommen ist.“

Ob die Zeit dafür wirklich reif ist, ist noch nicht ganz klar. Denn auch das regierende Wahlbündnisses aus Sozialisten und Jugoslawischer Linken erklären Milosevic zum Sieger. Einig sind sich die beiden Parteisprecher Nikola Sajnovic und der jugoslawische Telekommunikationsminister Ivan Markovic jedoch nicht gewesen, ob Milosevic im ersten Durchgang bereits die absolute Mehrheit erreicht hat oder nicht. Das Wahlbündnis DOS hat dagegen eindeutig erklärt, sein Spitzenkandidat Kostunica habe im ersten Durchgang die absolute Mehrheit errungen. Gestützt werden diese Angaben auch durch die Serbisch-Radikale Partei, Milosevics Koalitions-partner, im Bild Parteivorsitzender Vojislav Seselj. Auch die oppositionelle Serbische Erneuerungsbewegung, die bei Wahlen marginalisiert wurde, erklärte Kostunica zum Sieger. In Serbien kam es bei den Wahlen zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten, eine massive Wahlfälschung wurde nicht bekannt. Offen ist auch, ob Slobodan Milosevic eine mögliche Niederlage akzeptieren würde. Sein montenegrinischer Gegenspieler, der pro-westliche

Präsident Milo Djukanovic zählt auf jeden Fall zu den Gewinnern der Wahl. Denn der Wahlboykott seiner Regierungskoalition wurde weitgehend befolgt und so lag die Wahlbeteiligung nur bei etwa 25 Prozent.
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