Jugoslawien wählt
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ZiB1
Berichte Serbien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz, Belgrad
Aufsager: 1‘05“
Gesamtlänge: 1‘27“
Text:
Bleibt Milosevic Präsident Jugoslawiens? Ist er bereit, eine allfällige Niederlage zu akzeptieren? Diese Fragen beherrschten den Wahlkampf; denn mit Vojislav Kostunica hat das Oppositionsbündnis DOS einen Heraus-forderer präsentiert, der Milosevic schlagen könnte. Was sich viele Serben von Kostunica erhoffen, drückt dieser Gastarbeiter aus:
„Dass es besser wird, dass man besser lebt da. Dass alle Leute besser leben. Dass wir frei sind, so sind wir nur gesperrt.“
Gewählt werden auch die beiden Kammern des Bundesparlaments und da hat die serbische Opposition weit schlechtere Karten. Denn der pro-westliche Präsident Montenegros Milo Djukanovic und seine Drei-Parteien-Allianz boykottieren alle Wahlen. Die montenegrinische Mandate werden so den Pro-Milosevic-Parteien zufallen und im Bundesparlament Milosevic die Mehrheit sichern. Auch Belgrad und andere serbische Städte könnten Milosevics Sozialisten zurückerobern; denn trotz des Mehrheitswahlrechts bei den Kommunalwahlen konnte sich die serbische Opposition auf keine gemeinsame Liste einigen. Hinzu kommt, daß die Opposition einen massiven Wahlbetrug befürchtet, der sie den Sieg kosten soll. Als jugoslawische Staatsbürger wahlberechtigt sind auch die Kosovo-Albaner; wegen ihres Boykotts bilden sie ein beachtliches Potential, um unerwünschte Ergebnisse korrigieren zu können.