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Milosevic

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Berichte Serbien
In Belgrad findet heute der außerordentliche Parteitag der Sozialistischen Partei Serbiens von Slobodan Milosevic statt. Milosevic, hat alle Vorkehrungen getroffen, um trotz seiner Niederlage bei der jugoslawischen Präsidentenwahl Parteichef zu bleiben. Bei der serbischen Parlamentswahl Ende Dezember droht Milosevics Sozialisten laut Meinungsumfragen jedenfalls eine schwere Niederlage. Trotzdem ist auf dem Parteikongreß in Belgrad keine Wende in Sicht; die reformwilligen Kräfte konnten sich entweder nicht durchsetzen, oder haben die Partei verlassen:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz, Belgrad

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Gesamtlänge: 1‘03

Text:

Beim Parteitag im Februar war die Welt der Sozialisten noch in Ordnung. Schon vor dem Kongreßzentrum wurde Slobodan Milosevic von Anhängern mit Jubel und Applaus empfangen. Heute aber blieben viele Fähnchen mangels Nachfrage ungenützt. Statt der Anhänger umdrängten Milosevic beim Eingang die Schar der Jour-nalisten. Starker Applaus brandete erst im Saal auf, in dem sich die Sozialisten unter dem Motto „Wir gehen weiter“ versammelt haben. Gleich geblieben ist Mlosevics Wortwahl. Jugoslawien sei nun besetzt, die Regierung bestehe aus Verrätern und Agenten des Westens. Milosevic wird Parteichef bleiben; doch seine Partei dürfte nach der Wahl in Serbien nur mehr bei 10 Prozent liegen und damit praktisch bedeutungslos sein.

Als Person wird Milosevic in Serbien wohl nur mehr im Zusammenhang mit der Frage einer Auslieferung an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag eine Rolle spielen, unabhängig davon ob er Parteichef bleibt oder nicht. Bewältigt ist diese Ära jedoch erst, wenn die meisten Serbien Milosevic nicht nur wegen dessen Niederlagen, sondern aus Prinzip ablehnen werden.

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