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Milo und die Folgen

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Berichte Serbien
Slobodan Milosevic gibt sich bereits wieder kämpferisch. Nur zwei Tage nach seiner Auslieferung an Den Haag, teilte er seine Familie telefonisch mit, es gehe ihm gut; er werde das Gefängnis lebend verlassen. Unterdessen haben die USA Jugoslawien aufgefordert weitere mutmaßliche Kriegsverbrecher auszuliefern. Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington nannte in diesem Zusammenhang vor allem den serbischen Präsi-denten Milan Milutinovic.

Berichtsinser Christian Wehrschütz Belgrad

Insert: 0’47 Dragor Hiber, Vorsitzender des Jusitzausschusses im Serbischen Parlament

Aufsager: 1‘27

Gesamtlänge: 1‘40

Ein Bild aus anderen Zeiten. Amerikas Außenministerin Madlaine Albright und Serbiens Präsident Milan Milutinovic im Gespräch mit Slobodan Milosevic. Nun steht Milutinovic ganz oben auf der amerikanischen Wunschliste für die Auslieferung an Den Haag. Er ist ebenso wie Milosevic wegen des Kosovo-Krieges an-geklagt. Doch als serbischer Präsident ist Milutinovic immun; eine Absetzung ist schwierig, denn dazu sind im Parlament eine Zwei-Drittelmehrheit und eine Volksabstimmung erforderlich. Gerüchte, Milutinovic werde sich selbst stellen, bestätigten sich bisher nicht. Milosevic-Anhänger werden gegen jede Aus-lieferung demonstrieren. Wenn die Allianz DOS eine gesetzliche Regelung findet, dürften aber Jugoslawiens Präsident Vojislav Kostunica und seine Partei DSS zustimmen. Das bestätigt auch der führende DOS-Politiker Dragor Hiber:

„Kostunica und seine Partei haben die Notwendigkeit einer Auslieferung nie bestritten. Sie forderten nur, daß das Ver-fahren durch ein spezielles Gesetz geregelt wird. Kostunica selbst hat dazu mehrere Vorschläge gemacht.“

Im Falle von Radovan Karadjic und Ratko Mladic hätte es der Westen mit einer Auslieferung weit leichter. Der frühere bosnische Serbenführer Kardajic und General Mladic sollen noch immer in Bosnien leben, das ein Protektorat des Westens ist. Karadjics Mutter und sein Bruder leben in Montenegro; daß Radovan Kardjic zu ihnen in all den Jahren nie Kontakte ge-haben soll, die auch westlichen Ermitlern hätten auffallen können, ist fraglich.

Wer wie der Westen mit Recht und Moral argumentiert muß Glei-ches mit gleichen Maßstäben messen. Daher müssen die Herrn Mladic und Karadjic rasch nach Den Haag. Denn es ist schwer zu glauben, daß westliche Geheimdienste wirklich nicht wissen, wo diese Männer sind. Die Auslieferung mutmaßlicher Kriegsver-brecher, die keine Serben sind, ist wiederum wichtig, um den Serben zu zeigen, daß das Tribunal mehr ist, als nur eine anti-serbische Organisation.

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