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Kolubara und Jahrestag

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Berichte Serbien
Morgen vor einem Jahr beendete der Sturm auf das Bundesparlament in Belgrad die mehr als zehnjährige Herrschaft von Slobodan Milosevic in Serbien und Jugoslawien. Während Slobodan Milosevic bereits seit Ende Juni in einer Zelle im Haager Kriegsverbrechertribunal sitzt, hat die nicht mehr ganz so neue demokratische Führung in Belgrad sein Erbe zu bewältigen. Neben den vielen Opfern der Kriege zählt das wirtschaftliche Erbe zur schwierigsten Hinter-lassenschaft der Ära Milosevic. Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic und seine Regierung haben dieses Erbe vor allem zu bewältigen, denn in Jugoslawien liegt die Macht bei den beiden Teilrepubliken und nicht beim Bund.

Obwohl Djindjic Erfolge vorzuweisen hat, wachsen in Serbien Ungeduld und Unzufriedenheit, denn Hoffnungen au ein rasches, besseres Leben haben sich nicht erfüllt.

Berichtsinser: Christian Wehrschütz Kolubara

Insert: Velimir Ilic Bürgermeister von Cacak

Aufsager: 2’20 Kolubara

Gesamtlänge: 3‘36

Im Braunkohletagbau Kolubara, aus dessen Zechen 60 Prozent des serbischen Stroms erzeugt wird, standen Anfang Oktober vergangenen Jahres alle Räder still. Die Bergleute streikten für die Anerkennung des Sieges von Vojislav Kostunica über Slobodan Milosev bei der jugoslawischen Präsidentenwahl. Zum ersten Mal kämpften auch Arbeiter für die Parteien-Allianz DOS, für die demo-kratische Opposition Vojislav Kostunica eilte herbei und rief die Bergleute zum Durchhalten auf. Der Sturm auf das Bundesparlament am fünften Oktober voll-endete Milosevics Schicksal, denn Polizei und Armee griffen nicht ein. Zwei Tage wurde Vojislav Kostunica als jugoslawischer Präsident angelobt. Velimir Ilic, der Bürgermeister von Cacak, zählte zu den Organisatoren der Revolution. Zur Rolle der Polizei in Kolubara sagt Ilic:

„Die Polizei informierte uns, was ihre Befehle waren und was sie zu tun hatte. Sie sagte uns, ihr habt nicht genug Leute hier, sammelt sie; das taten wir dann auch über die Medien und Parteiaktivisten. Es war offensichtlich, daß die Polizei nicht darauf aus war und zu zerschlagen, sondern uns zu helfen.“

Der Sieg der Allianz DOS Ende Dezember bei der serbischen Parlamentswahl vollendete den Machtwechsel und Zoran Djindjic wurde serbischer Minister-präsident. Seine Regierung ersetzte in Polizei und Justiz Milosevics Gefolgs-leute, verabschiedete ein neues Privatisierungsgesetz, ordnete das Budget und begann den Schmuggel von Öl, Gas und Zigaretten zu bekämpfen. Mit 14 Millionen Schilling pro Tag hat die EU in diesem Jahr, die Reformen in Serbien bisher unterstützt. Doch der Machtkampf zwischen Djindjic und Kostunica belastet nun die Reformen.

In Kolubara wurde dieses Jahr normal gearbeitet aber auch gestreikt, denn Sanierungsbedarf ist noch immer hoch . Die Bergleute verdienen nun 3500 Schilling im Monat, aber die Teuerungsrate machte die Gehaltserhöhung wett. Trotz Unzufriedenheit sieht dieser Arbeiter keine Alternative:

„Kein vernünftiger Mensch kann sagen, daß es unter Milosevic besser war, denn das war es natürlich nicht. Ich denke, daß es jetzt besser ist; unabhängig davon, daß wir auf ein niedriges Niveau herabgefallen sind, aber wir hoffen, daß es besser wird.“

Sollte es in einem Jahr nicht besser geworden sein, könnte das auch die politische Stabilität in Serbien in Frage stellen.

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