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Fußball zählt in Jugoslawien zu den populärsten Sportarten. Mehr als 2400 Klubs bestehen etwa 140.000 Spieler sind registriert. Der Begeisterung für den Fußball tat auch die Ära von Slobodan Milosevic keinen Abbruch, die diese Sportart ebenfalls belastete. Sanktionen führten zum Ausschluß von internationalen Bewerben, Transfergelder konnten auf legale Weise nicht überweisen werden und auch der Abgang von Spielern aller Klassen und Ligen war groß. Betroffen von diesen Ereignissen waren auch die beiden besten serbischen Klubs, Roter Stern und Partisan Belgrad, dem heutigen Gegner von Rapid. Trotzdem gelang es nicht zuletzt gerade der sogenannten Fußballfabrik Partisan, durch gezielte Nachwuchspflege und den Verkauf von Spielern, ein international ansprechendes Niveau zu bewahren.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz Belgrad:

Insert 1: Ljubisa Tumbakovic Partisan-Trainer

Insert 2: Zarko Zecevic, Generalsekretär von Partisan

Insert 3: Branko Bulatovic, Generalsekretär des jugoslawischen Fußballverbandes

Insert 4: Lothar Mathäus, Rapid-Trainer

Gesamtlänge: 3’22

Der Trophäensaal von Partisan Belgrad zeugt von der langen und erfolgreichen Tradition dieses Fußballklubs. 16 Mal wurde Partisan jugoslawischer Fußballmeister und neun Mal Cupsieger. Auch in internationalen Bewerben war die Mannschaft immer wieder vertreten.

Gegründet wurde Partisan im Oktober 1945.

Das Sportzentrum im Belgrader Vorort Zemun ist der Garant der Zukunft des Fußballklubs Partisan Vor drei Jahren um 95 Millionen Schilling errichtet, ist die sogenannte Fußballschule das Herz der Nachwuchspflege. Modern eingerichtet, bietet das Zentrum alles, was ein Fuß-baller braucht. Etwa 600 Kinder und Jugendliche trainieren hier täglich, wobei die Anlage insgesamt sieben Fußballplätze umfaßt. Auch die Spieler Kampfmannschaft trainierten vor dem Spiel gegen Rapid im Sportzentrum. Ihr Trainer Ljubisa Tumbakovic sagt über seinen Klub:

„In den vergangenen zehn Jahren war Partisan praktisch das beste Team in Jugoslawien und zwar gemessen an den Titeln die der Klub gewonnen hat. Und das, obwohl Partisan der Klub ist, der die größten Abgänge an Spielern in den vergangenen zehn Jahren zu verzeichnen hatte.“

Die Spieler sind so die größte Einnahmequelle des Klubs; sie verdienen zwischen 350.000 und 700.000 Schilling pro Jahr, eine enorme Summe für ein Land, in dem das offizielle Durchschnittseinkommen unter 4.000 Schilling im Monat liegt. Die Kosten für Karten liegen zwischen 20 und 70 Schilling. Das Partisan-Jahresbudget ist vier bis fünf Mal so hoch wie das der meisten Klubs der ersten Liga. Zarko Zecevic, Generalsekretär von Partisan, beziffert es auf bis zu 70 Millionen Schilling. Zu den Einnahmen sagt er:

„Spielerfransfers machen derzeit etwa 70 Prozent unserer Einnahmen aus und alles andere liegt bei 30 Prozent. Daher ist Partisan auch gezwungen, sich mit anderen Geschäften zu befassen, die nichts mit Fußball und Sport zu tun haben und wir haben daher drei Firmen gegründet.“

Partisan besitzt auch eine Fahrschule, die im Stadion untergebracht ist. Einen Radiosender betreibt der Klub ebenso wie eine kleine Fernsehstation, die vor allem Partisan vermarkten und den Sponsoren Platz für Werbung bieten soll. Auch im Internet ist Partisan vertreten. Der große Stadtrivale heißt Roter Stern: beim Derby im vergangenen Jahr kam es zu Ausschrei-tungen, die zum Abbruch des Spiels führten. Der Fußballplatz war auch Ort politischer Proteste in der Ära Milosevic. So riefen vor allem Fans von „Roter Stern“ immer wieder, Milosevic möge Serbien retten und Selbstmord begehen. Branko Bulatovic, Generalsekretär des jugoslawischen Fußballverbandes sagt über die Folgen der Ära Milosevic für den Fußball:

„In den vergangenen fünf Jahren haben durchschnittlich 800 Spieler pro Jahr unser Land ver-lassen. Das hat sich natürlich auch auf die Qualität unserer Liga und auf die Qualität unseres Klubfußballs ausgewirkt. Das war extrem schwierige Periode für uns.“ Rapid-Trainer Lothar Mathäus ist nicht der Ansicht, daß diese Zeit dem jugoslawischen Fußball geschadet hat:

„Gerade bei Partisan, bzw beim großen Lokalrivalen Roter Stern werden immer wieder neue Spieler geformt, gefördert; aus den finanziellen Gründen werden diese Spiele oft in die westeuropäischen Länder geschickt, aber dadurch schwächt sich Partizan und Roter Stern nicht, weil sie eine sehr gute Nachwuchsarbeit haben. „

Rapid wird sich in wenigen Minuten selbst von der Stärken und Schwächen des jugoslawi-schen Fußballs überzeugen können.
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