20240928 ORFIII Arbeitskräftemangel am Balkan Wehrschütz Mo
Berichtsinsert. Christian Wehrschütz aus Nordmazedonien
Insert1: Zhyly Sante, Rezeptionistin in Skopje
Insert2: Anatol Kutrewski, Direktor der Firma Pekabestko in Skopje
Insert3: Anatol Kutrewski, Direktor der Firma Pekabestko in Skopje
Insert4: Sascho Klekovski, Direktor der Krankenversicherung in Nordmazedonien
Gesamtlänge: 3’11
Der Ohridsee im Grenzgebiet zu Albanien zählt zu den landschaftlich schönsten Gebieten in Nordmazedonien. Im Sommer machen hier Touristen aus aller Herrn Länder Urlaub – und werden immer öfter von Arbeitskräften aus dem Ausland in Hotels und Restaurants bedient. Dieser Familienbetrieb zählt je nach Auslastung bis zu 65 Mitarbeiter. Einige von ihnen stammen sogar aus Nepal wie diese beiden Männer, die noch keine 25 Jahre alt sind. Im Monat verdienen sie 450 Euro.
Doch auch in der Hauptstadt Skopje trifft man zunehmend Mitarbeiter, die nicht aus Nordmazedonien stammen. Dazu zählt diese Rezeptionistin; sie stammt aus den Philippinen, ist mit einem Mazedonier verheiratet und arbeitet etwas mehr als ein Jahr in diesem Hotel:
Zhyly Sante 41'3 - Kommunikation - 50'5
"Wir sprechen englisch miteinander; zuvor habe ich bereits in der Vereinigten Arabischen Emiraten gearbeitet, daher bin ich diese Sprache mit anderen Ausländern gewöhnt. Somit kommt man leicht zurecht mit den Leuten."
Der Mangel an Arbeitskräften macht sich in vielen Wirtschaftszweigen bemerkbar – vom Baugewerbe bis hin zu diesem Erzeuger von Wurstwaren, einem der größten in Nordmazedonien. Eine Ausweitung der Produktion wird nicht nur durch den schwierigen Zugang zum EU-Markt erschwert; denn für eine dritte Schicht fehlen auch Arbeitskräfte:
3'27'6 - Arbeitsmigration - 4'04'6
"Der Mangel an Arbeitskräften ist das größte Problem für die Wirtschaft unseres Staates, und ich denke, dass sich die Lage in den kommenden Jahren noch verschlechtern wird. Daher werden Personen aus weitentfernten Ländern hier arbeiten. Denn wir haben ein demographisches Problem; es werden zu wenige Kinder geboren, und das wirkt sich ebenso auf den Arbeitsmarkt aus wie die Auswanderung. So haben wir in den vergangenen 20 Jahren einen großen Teil der Bevölkerung verloren; somit wird das ein sehr ernstes Problem werden."
Haben Sie bereits ausländische Mitarbeiter?
4'09'1 - Antwort - 4'26'7
"Noch nicht, aber wir arbeiten daran. Doch da gibt es administrative Abläufe, die man berücksichtigen muss, dass Ausländer zu uns kommen können.“
Doch der Mangel an Arbeitskräften ist ein Problem, das weit über die Wirtschaft hinausreicht. Betroffen davon wird auch das Sozialsystem sein:
Sascho Klekovski, Direktor der Krankenversicherung in Nordmazedonien
29'4 - Demographie- 1'14'9
"In unserer langfristigen Vorschau gehen wir davon aus, dass wir eine zu geringe Bevölkerung, eine überalterte Bevölkerung, mehr chronische Krankheiten aber zu wenige Beitragszahler haben werden. Somit werden wir höhere Ausgaben und weniger Einnahmen haben. Doch derzeit gehen wir davon aus, dass es zur Finanzierung auch andere staatliche Quellen gibt, also eine Finanzierung nicht nur über Beiträge, sondern auch über Abgaben auf Zigaretten und Alkohol."
Daher ist die Demographie ist ein wichtiger Teil für die Planung der staatlichen Krankenversicherung. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass Ausländer auch im Land bleiben müssten; denn viele nutzen Nordmazedonien als Sprungbrett für die weitere Arbeitsmigration in die EU und kompensieren somit nur zum Teil die Abwanderung aus den Ländern des Westbalkan.