20240510 MiJ Arbeitskräftemangel am Balkan Wehrschütz Mod
Das Hotel Bushi in Skopje ist ein bekanntes und vor allem von Touristen frequentiertes Wellnesshotel im Herzen von Skopje. International sind jedoch nicht nur die Gäste, sondern mittlerweile auch die Mitarbeiterinnen. An der Rezeption arbeitet eine Frau aus den Philippinen, im SPA-Bereich sind Frauen aus Thailand tätig und Stubenmädchen stammen aus Nepal. Wie viele der 70 Mitarbeiter entfallen auf Ausländerinnen, frage ich die 23-jährige Managerin Viktorija Smilkovska:
Viktorija Smilkovska, 23 Hotelmanagerin
3'39'9 - Wie viele Beschäftigte sind Ausländer - 4'12'9
"Etwa ein Viertel aller Mitarbeiter sind Ausländer. In Mazedonien ist es derzeit schwer, Arbeitskräfte zu finden. Das ist der Grund, warum wir gezwungen sind, über Arbeits-Agenturen Personal für unser Hotel zu finden."
Arbeitskräftemangel herrscht auch in Nordmazedonien vor allem im Tourismus, in der Bauwirtschaft, in der Nahrungsmittel- und Textilindustrie, eben in arbeitsintensiven Sektoren. Doch der Mangel hat Ursachen, die über Auswanderung und Geburtenrate hinausgehen, betont in Skopje der Präsident des Arbeitgeberverbandes, Angel Dimitrov:
Angel Dimitrov 1'44'7 - Lage mit den Arbeitskräften - 2'31'5
"Einerseits klagt die Wirtschaft, dass es nicht genug Arbeitskräfte gibt; doch gleichzeitig haben wir offiziell 100.000 Personen, die arbeitslos gemeldet sind; dem stehen 10.000 bis 15.000 offene Stellen gegenüber. Ein Teil der Arbeitskräfte arbeitet entweder schwarz, oder warten, dass sie für ihre Qualifikation eine Arbeit finden, während sie eine Umschulung nicht akzeptieren. Somit haben wir eine Arbeitslosenrate von 13 Prozent, während der Wirtschaft Arbeitskräfte fehlen."
Arbeitskräfte vermittelt in Skopje die Agentur Kouzon, die Büros in 18 Ländern der Welt hat. Binnen etwa eines Jahres brachte sie etwa 150 Arbeitskräfte aus Indien, Sri Lanka und Philippinen nach Nordmazedonien. Gleichzeitig vermittelt die Agentur aber auch Mazedonier ins Ausland, etwa Praktiker für Studenten aber auch Köche und Kellner für Kreuzfahrtschiffe. Die Wanderungsbewegung am Arbeitsmarkt beschreibt der Gründer der Agentur, Zoran Kocovski, in Skopje so:
Zoran Kocovski 2'48'8 - Migration - 3'04'4
"Die saisonale Migration liegt jährlich bei 18.000 Personen, während pro Jahr nach allen Schätzungen zwischen 7000 und 9000 Mazedonier dauerhaft auswandern."
Kocovski betont, dass die Produktivität mazedonischer Arbeitskräfte im Vergleich zu Österreich und Deutschland zu gering sei. Andererseits fehle im Land die Bereitschaft, größere Mengen ausländischer Arbeitskräfte zu akzeptieren, während gewisse Nationalitäten Arbeitsgenehmigungen in Nordmazedonien auch als Sprungbrett für weitere Migration in die EU sehen würden.
Agentur Kouzon
Zoran Kocovski 15'16'2 - Aufnahmebereitschaft - 15'43'9
"Das mazedonische Volk ist nicht bereit, Ausländer als Arbeitskräfte zu akzeptieren. So haben wir etwa Probleme, Unterbringungsmöglichkeiten in bestimmten Regionen zu finden, weil die örtliche Bevölkerung negativ reagiert, wenn wir sagen, dass wir Personen aus Indien hier unterbringen wollen. Daher muss man auch an der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung arbeiten, dass das die Zukunft dieses Staates ist."