Lage in Idomeni und die Schließung der Balkanroute
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Berichte Nord-Mazedonien
„Meine Frau ist in Österreich; wann wird die Grenze geöffnet?“ Sie bleibt wohl zu. „Wohin sollen alle diese Menschen?“
Das ist die große Frage, und Idomeni wird wohl abgesiedelt werden müssen, denn hier fehlt die Grundlage für eine menschenwürdige Unterbringung. Während der Syrer sich auf den Weg in ein von der Armee betriebenes Auffanglager im griechischen Grenzgebiet machte, wollen andere nicht weichen. Dazu zählt eine Gruppe von Pakistani, die am Bahnhof campiert und nach Deutschland will. Was macht ihr jetzt, die Grenze ist zu; die lapidare Antwort:
„Wenn sie die Grenze nicht öffnen, werden wir es zu Fuß versuchen.“
Bisher haben die mazedonischen Streitkräfte am Grenzzaun täglich etwa 100 Personen aufgriffen, die illegal durchzukommen versuchten. Zweifellos wird der Menschenschmuggel nun wieder zunehmen, doch alternative Routen über Bulgarien oder Albanien sind für Massenbewegungen nicht geeignet. Hinzu kommt, dass das Papier für eine legale Einreise nur in Gevgelija zu bekommen war; doch nun ist die Balkan-Route zu. Nach Slowenien haben auch Kroatien, Serbien und Mazedonien nun ihre Grenzen geschlossen; durchgelassen werden nur Personen, die den Schengen-Regeln entsprechen, das heißt ein entsprechendes Reisedokument hab en. Natürlich kann man in diesen Ländern auch weiter um Asyl ansuchen, und in einigen humanitären Fällen sind noch Ausnahmen möglich. Andererseits stecken in diesen vier Ländern auch Gruppen fest, die nicht mehr weiter dürfen oder zurückgeschickt wurden. So stecken im mazedonischen Auffanglager Tabanovce etwa 1.200 Afghanen fest, die Serbien zurückgeschickt hat. Für Afghanen gibt es kein Weiterkommen, auch wenn 500 von ihnen gestern in Athen für eine Grenzöffnung demonstrierten. Anderseits verlegen immer mehr Balkan-Staaten Soldaten an die Grenze; das tat Bulgarien ebenso wie Mazedonien und Slowenien. Versuche eines illegalen Grenzübertritts gab und gibt es auch von Serbien nach Ungarn, trotz des Grenzzauns. Um vor größerem Ansturm gewappnet zu sein, hat die Regierung in Budapest daher gestern den Krisenzustand über das ganze Land verhängt. Innenminister Sandor Pinter kündigte an, Ungarn werde Polizei und Militär um 1.500 Soldaten verstärken. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, weil die Reaktion der Flüchtlinge auf die Schließung der Balkan-Route in den Nachbarländern nicht absehbar sei, sagte Pinter. Fraglich ist auch, wie die Flüchtlinge und Migranten in Idomeni auf die Grenzschließung reagieren werden. Das schlechte Wetter begünstigt zwar keine Demonstrationen oder gewaltsame Versuche, den Zaun nach Mazedonien zu stürmen, doch wie geordnet eine allfällige Absiedlung des Aufnahmelagers verlaufen wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen.