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Lage nach dem Sturm in Idomeni und in Thessaloniki

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Berichte Nord-Mazedonien
In Griechenland nimmt die Zahl der Flüchtlinge zu. Von den Inseln kommen neue Transporte an. Auf dem griechischen Festland halten sich jetzt etwa 25.000 Flüchtlinge auf, das entspricht einem Viertel der Menschen, die in Österreich bisher einen Asylantrag gestellt haben. Trotzdem ist die Lage in Griechenland sehr schwierig, weil erst jetzt mit der Bereitstellung von Aufnahmezentren wirklich begonnen wird. Am meisten Flüchtlinge sind im Lager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien, dem Nadelöhr auf der Balkan-Route. Etwa 7.000 Personen kampieren hier; in Idomeni kam es heute auch zum gewaltsamen Versuch, den Grenzzaun zu durchbrechen; mit Tränengas verhinderte die mazedonische Polizei einen Durchbruch. Die sieben österreichischen Polizisten, die an der Grenze stationiert sind, blieben unverletzt. Während der gewaltsamen Ausschreitungen der Demonstranten, taten sie nicht an der Grenze Dienst.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Griechenland

Inserts: Giannis Boutaris, Bürgermeister von Thessaloniki

Gesamtlänge: 2’45

Es war der Durchbruchsversuch, der nach den Protesten der vergangenen Tage zu erwarten gewesen war. Den Männern gelang es zwar, die Tür über die Eisenbahngeleise einzureißen, doch den Übertritt nach Mazedonien verhinderte der Tränengaseinsatz der Polizei. Am späten Nachmittag herrschte wieder Ruhe; die Demonstranten zogen ab, werden aber wohl wiederkommen, sollte die Grenze dicht bleiben. Daher verstärkte die mazedonische Polizei ihre Spezialkräfte; weitere Durchbruchsversuche werden erwartet; ein Wasserwerfer wurde ebenfalls in Stellung gebracht. Pioniere haben damit begonnen, den Weg von der Grenze zum Auffanglager Gevgelija einzuzäunen, um mögliche Fluchtwege zu schließen. An der Grenze selbst warteten Migranten, die illegal die Grenze passiert hatten, auf die Rückübernahme durch Griechenland. Der Zustrom ins Lager Idomeni selbst hat etwas nachgelassen. Außerdem wurden weitere Auffanglager geöffnet. Im 80 Kilometer entfernten Thessaloniki bereitet sich die Stadtverwaltung ebenfalls auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor:

"Ein Projekt finanziert das UNHCR. Es sieht vor, dass Hotels und Wohnungen angemietet werden; dort sollen Flüchtlinge bis zu sechs Monate untergebracht werden; sie sollen aber dann dorthin gehen, wo sie Asyl bekommen haben. Zweitens haben wir - abgesehen von militärischen Unterkünften, sechs Örtlichkeiten im Raum Thessaloniki vorgeschlagen, die für eine Unterbringung vorbereitet werden können. Derzeit gibt es aber keine Möglichkeit, Fingerabdrücke zu nehmen oder die Menschen zu fotografieren, um ihren Status zu legalisieren."

Schwerwiegende Folgen habe die Flüchtlingskrise für die griechische Wirtschaft:

"Der Tourismus ist auf den betroffenen Inseln um mehr als 4o Prozent eingebrochen. Die Lage ist verzweifelt. Sogar auf Halkidike beträgt der Rückgang mehr als 40 Prozent. Das ist ein enormer Verlust für Griechenland, bedenkt man, wie wichtig der Tourismus ist."

Aber auch in Thessaloniki leidet die Wirtschaft:

"In den vergangenen zwei Jahren sind mehr als 6.000 Firmen aus Thessaloniki nach Bulgarien abgewandert. Das ist auch EU, doch Bulgarien hat eine bessere Besteuerung und andere Vorteile."

Die Arbeitslosenrate beträgt in der Stadt 30 Prozent; auf 40 Prozent schätzt der Bürgermeister die Schattenwirtschaft, die überlebenswichtig sei. Im Aufnahmelager Idomeni machen wenigstens Kleinunternehmer gute Geschäfte; gleiches gilt für die Taxifahrer. Doch Griechenland braucht mehr, vor allem eine Lösung für den Flüchtlingszustrom auf die Inseln, ein Problem, das das Land allein nicht bewältigen oder lösen kann.

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