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Gevgelija zwischen Glücksspiel und Flüchtlingskrise

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ZiB24
Berichte Nord-Mazedonien
Gevgelija liegt unmittelbar an der Grenze zu Griechenland, 140 Kilometer südlich von Skopje. International bekannt wurde die Stadt erst durch die Flüchtlingskrise; seit ihrem Beginn zogen etwa 800.000 Flüchtlinge und Migranten durch das Aufnahmelager der Stadt, das unmittelbar an der Eisenbahnstrecke an der Grenze zu Griechenland liegt. Die Gemeinde Gevgelija zählt 23.000 Einwohner, die Stadt selbst 16.000. Das heißt, dass am Höhepunkt der Flüchtlingskrise binnen zwei Tagen so viele Menschen Gevgelija passierten wie die Stadt Einwohner hat. Für die ohnehin veraltete und unterentwickelte Infrastruktur bedeutet das eine enorme Herausforderungen; außerdem leidet der Tourismus unter der Flüchtlinsgkrise, weil viele Griechen ausbleiben.

Berichtsinert: Christian Wehrschütz aus Gevgelija

Insert1: Iwan Frangow, Bürgermeister von Gevgelija

Insert2: Louisa Vinton, Vertreterin des UNDP in Mazedonien

Gesamtlänge: 2’20

Gevgelija ist bei den griechischen Nachbarn aus drei Gründen populär. Zahnbehandlungen sind hier viel billiger, und Zahnärzte werben um Kunden auch auf Griechisch. Treibstoff ist je Liter um 30 Eurocent billiger, daher blühte vor der Flüchtlingskrise der Tanktourismus. Drittens blühte auch der Casino-Tourismus; unmittelbar hinter der Grenze liegen zwei große Casinos, die mit vielen Privilegien, vom Gratisessen bis zur kostenlosen Übernachtung um Griechen werben. Doch nun rollt der Rubel viel weniger, obwohl beim Roulette Jetons nur zwischen ein und fünf Euro kosten. Die Besucherzahlen sind stark rückläufig; das hängt auch mit den täglichen Streiks der mazedonischen Taxifahrer zusammen. Sie blockieren täglich zwei Stunden die Grenze, weil derzeit wieder nur die mazedonische Eisenbahn Flüchtlinge transportieren darf; eine Fahrkarte kostet 25 Euro pro Person. Andererseits leidet Gevgelija unter den enormen Müllbergen, die die Flüchtlinge produzieren. Die Deponie entspricht keinen europäischen Umweltstandards, Mülltrennung und Recycling stecken in den Kinderschuhen:

"Seit dem das Aufnahmelager arbeitet hat sich die Müllmenge um 35 bis 50 Prozent erhöht. Somit ist die Deponie heute nicht mehr ein Lager für den kommunalen Abfall, sondern wir haben jetzt eine Konzentration von Kleidung, Schuhen, Plastikumhängen."

Experten des UNDP, der UNO-Entwicklungsorganisation, waren heute beim Bürgermeister. Sie wollen der Stadt helfen, die dringendsten Infrastrukturprobleme zu lösen. UNDP schätzt die Kosten auf etwa zwei Millionen Euro:

"Wir wollen ein Zentrum für die Sortierung des Mülls zu bauen, damit die gesamte Region hier den Müll trennen kann, damit wir hier auch eine Art Recycling einführen können. Außerdem soll die Deponie in ein Gebiet verlegt werden, dass die Umwelt weniger belastet."

Helfen will das UNDP Gevgelija auch bei der Verbesserung der Wasserversorgung. Die Pumpen sind 40 Jahre und älter. Die Leitungsverluste liegen bei etwa 30 Prozent und auch die Qualität des Trinkwassers lässt in der Stadt zu wünschen übrig.

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