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Gevgelija und die Lage an der Grenze

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Berichte Nord-Mazedonien
Allein am Wochenende sind aus Mazedonien wiederum 10.000 Flüchtlinge nach Serbien eingereist. Noch viel besser zeigt die Dimension dieses Menschenstroms aber ein etwas längerfristiger Vergleich. Seit Mitte Juni hat Mazedonien 118.000 Personen registriert, durch das Balkanland gekommen sein dürften aber bis zu 300.000 Menschen. Das entspricht zwischen mehr als fünf und mehr als zehn Prozent der Einwohnerzahl von Mazedonien, das mit zwei Millionen etwa so groß ist wie Niederösterreich. Praktisch alle diese Menschen kamen und kommen vom Nachbarn Griechenland nach Mazedonien, und zwar über den Grenzort Gevgelija; dort befindet sich auch das erste Auffanglager auf mazedonischem Boden, das unser Korrespondent Christian Wehrschütz gestern besucht hat; hier sein Bericht:

Der 15.000 Einwohner zählende Ort Gevgelija liegt 170 Kilometer südöstlich von Skopje, direkt an der Grenze zu Griechenland; davon profitierten lange die auffällig vielen Casinos, weil Glücksspiel in Griechenland verboten ist. International Bekanntheit erlangte der Ort vor allem seit Mitte Juni als der Eintrittsort für Flüchtlinge und Migranten, zunächst vor allem aus Syrien. Das Auffanglager liegt nun nicht mehr direkt am Bahnhof, aber noch immer entlang der Bahngeleise, nur etwa einen Kilometer von der Grenze entfernt. Zum Auffanglager auf der griechischen Seite kommen die Menschen oft mit Bussen, dann geht es meist zu Fuß an einigen mazedonischen Grenzpolizisten vorbei ins Lager auf mazedonischer Seite. Die meisten Zelte stammen vom UNHCR, doch auch Rotes Kreuz und andere Hilfsorganisationen sind hier vertreten. Tagsüber ist das Lager nur mäßig belegt, denn der Andrang beginnt am frühen Abend; wie groß er ist, erläutert Alexandra Krause, die für das UNHCR seit Juli in Mazedonien und Gevgelija im Einsatz ist:

"In den letzten zehn Tagen haben wir einen durchschnittlichen Wert von 6.000 Personen pro Tag. Ein großer Bedarf ist natürlich noch immer an warmen Sachen, warmen Kleidungsstücken, Hosen, Jacken, Socken und natürlich auch Schuhwerk."

Positiv bewertet Kraus den Gesundheitszustand der Ankommenden:

"Vom Gesundheitszustand muss man sagen, dass die meisten nur kleinere Verletzungen haben, wenn sie zum Roten Kreuz kommen; und dann eben auch Fußverletzungen, wenn man eben lange unterwegs ist."

Pro Tag verteilen die Helfer in Gevgelija zwischen 6000 und 7000 Liter Wasser sowie 3000 belegte Brote und Lebensmittelpakete. Der Aufenthalt in Gevgelija ist aber nur kurz, denn Mazedonien hat Weitertransport an die serbische Grenze nun besser im Griff. Eingesetzt werden nur mehr Züge, weil Mazedonien von den Nachbarländern zusätzliche Wagons bekommen hat. Im Lager sind die Preise für Fahrkarten angeschrieben. Flüchtlinge und Migranten kostet eine Karte 25 Euro, einen Mazedonier kostet dieselbe Karte sieben Euro. Den Preisunterschied begründet Skopje mit den hohen Kosten durch die Flüchtlingskrise. Die Registrierung der Menschen erfolgt bestenfalls oberflächlich, wie die Zahlen belegen; so wurden seit Mitte Juni 118.000 Personen registriert, während Kroatien angibt, dass allein seit Mitte September fast dieselbe Zahl aus Serbien über die grüne Grenze eingereist ist.

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