Reportage aus Mazedonien vor der Demonstration
Fernsehen
ZiB24
Berichte Nord-Mazedonien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Mazedonien
Inser1: Louisa Vinton, UNO-Entwicklungsprogramm in Mazedonien
Insert2: Arben Abdurahmani, Unternehmer in Tetovo
Gesamtlänge: 2’30
Der Ort Vaksince liegt nur wenige Kilometer von Kumanovo entfernt im Grenzgebiet zu Serbien und zum Kosovo. Im Krieg vor 14 Jahren hatten hier albanische Freischärler der UCK eine starke Basis; doch der Albaner-Gruppe, die in Kumanovo ausgehoben wurde, gewährten die Bewohner keinen Unterschlupf. Eine mögliche Erklärung dafür, durfte nicht gefilmt werden – die illegalen Ausländer, die auf ihre weitere Flucht nach Serbien warten, und Gefechte hätten wohl geschäftsschädigend gewirkt. Denn die Liebe zu Mazedonien ist eher schwach ausgeprägt, wie die vielen albanischen Fahnen zeigen. Zum verdeckten Interview war nur ein Mann bereit, der über die hohe Arbeitslosigkeit klagt. Sie trifft aber auch Mazedonier und vor allem die Jugend:
"Hier ist mehr als die Hälfte der unter 29-jährigen arbeitslos. Und die, die gute Jobs haben, haben vom Schulabschluss bis zu einer längeren Beschäftigung sechs Jahre gebraucht. Somit sucht man lange nach Arbeit, die keine Teilzeitbeschäftigung oder ähnliches ist. Daraus folgt eine große Auswanderung auf der Suche nach Arbeit. Und damit besteht die Gefahr, dass das Land die agilste und kreativste Bevölkerungsgruppe verliert."
Einen guten Arbeitsplatz haben diese Beschäftigten in der Albaner-Hochburg Tetovo. Die etwa 100 Mitarbeiter verdienen ab 300 Euro aufwärts netto. Das deutsch-albanische Unternehmen verpackt mehr als 100.000 Eier pro Tag; eine geplante Ausweitung wurde auf Eis gelegt:
"Unser Plan war 2010, die Produktion auf 240.000 zu verdoppeln; doch das ist der Nachteil, dass Mazedonien nicht in die EU gekommen ist; daher können wir unsere Kapazität nicht vergrößern."
Denn Geflügelprodukte dürfen nicht in die EU exportiert werden; und Beitrittsgespräche liegen seit Jahren auf Eis, wegen des Streits mit Griechenland um das antike Erbe. Während Skopje im antiken Stil ausgebaut wird, ließen EU und USA Athen in seiner Blockadepolitik gewähren, auch auf Kosten der Stabilität Mazedoniens. Immer schärfer wird der Konflikt zwischen Nikola Gruevski, dem nationalkonservativen Regierungschef, und der sozialdemokratischen Opposition, die das Parlament seit gut einem Jahr boykottiert. Gegen Gruevski konnte die Opposition bisher keine Massen mobilisieren, doch am Sonntag soll es soweit sein. Wie bisher beteiligen sich an den Protesten auch Albaner; und das ist der eigentliche Lichtblick, dass sich die starren ethnischen Fronten nun politisch aufzuweichen beginnen.