Balkan-Gipfel in Mazedonien Jugoslawien erstmals dabei
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Berichte Nord-Mazedonien
Das Gipfeltreffen in Skopje bot eine außerordentliche Gele-genheit, nach dem Sturz von Slobodan Milosevic eine neue Seite in der regionalen Zusammenarbeit Südosteuropas aufzuschlagen. Daß es bei den Gesprächen um eine verstärkte Integration der Staaten der Region ging, zeigte auch das gewählte Motto „Blick in die Zukunft“. Unter diesem Aspekt gaben die mazedonischen Medien dem Balkangipfel eine historische Dimension; denn es war das erste Treffen nach dem Abgang jener drei Politiker, die beim Zerfall Jugoslawiens und beim Friedensvertrag von Dayton für Bosnien-Herzegowina eine führende Rolle spielten. Der kroatische Präsident Franjo Tudjman starb vor knapp einem Jahr, der bosnische Präsident Alija Izetbegovic trat zurück und Slobodan Milosevic wurde abgewählt. In diesem Sinne be-tonte vor allem Griechenland die Chance, neue Impulse für den Wiederaufbau der Region zu geben; der bulgarische Präsident Petar Stojanov bezeichnete die Beziehungen zu Jugoslawien als Priorität, weil Bulgarien bereits zu allen anderen Nachbar-staaten ausgezeichnete Beziehungen habe. Vojislav Kostunica selbst versprach eine neue Ära auf dem Balkan; Kostunica will vor allem die Beziehungen zu den Nachbarländern verbessern. Wie schwer dies ist, zeigte sich bereits im Vorfeld des Gipfels in Skopje. Albaniens Präsident Rexhep Mejdani hatte zunächst sein Kommen wegen der Teilnahme Kostunicas abgesagt. Unter Druck der USA soll er seine Absage aber zurückgezogen haben. Das albanisches Parlament hatte jüngst von Serbien eine "öffentliche Entschuldigung für die monströsen Verbrechen seiner Armee und Polizei in Bosnien und dem Kosovo" gefordert. Kostunica, der noch am Sonntag bei einem Besuch in Sarajewo die unmittelbare Vergangenheit als "kompliziert" bezeichnet hatte, gab dann am Dienstag gegenüber dem amerikanischen TV-Sender CBS erstmals als führender Politiker Jugoslawiens Verbrechen der jugoslawischen Sicherheitskräfte im Kosovo zu.