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Mazedonien wählt

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Berichte Nord-Mazedonien
Die 20.000 Einwohner zählende Stadt Radovis liegt im Osten Mazedoniens. Geprägt ist Radovis durch Bergbau und Tabakanbau. Daher erinnert der maze-donische Ministerpräsident Lubjco Georgijevski in seiner Wahlkampfrede auch daran, was er alles für Bauern und Bergleute in den vergangenen vier Jahren ge-leistet hat. Georgijevski ist Vorsitzender der Partei VMRO-DPMNE; übersetzt heißt diese Abkürzung „Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation – Demokratische Partei für die Nationale Einheit“. Diese Partei beruft sich in ihrer Tradition auf den Freiheitskampf gegen das Osmanische Reich. Im Wahlkampf warb diese Partei mit nationalistischen und antiwestlichen Tönen. Ihr Motto lautet „Glavata gore“, Kopf hoch“.

Hoch über Skopje erhebt sich auch das „Milleniumskreuz, eine 76 Meter hohe Stahlkonstruktion. Sie soll den christlichen Charakter Mazedoniens betonen. Eingeweiht hat das Georgijevski, selbst, der auch bei dieser Gelegenheit die mazedonische Nation beschwor. Denn geprägt haben den Wahlkampf kaum Sachthemen, sondern Emotionen. So griff Georgijevski auch in Radovis die Allianz „Mazedonien Gemeinsam“ scharf an. Diese Allianz bilden Sozialde-mokraten und Parteien nationaler Minderheiten. Vor allem den Sozialdemo-kraten wirft der Ministerpräsident vor, sie seien bereit, nach der Wahl mit der Partei zu koalieren, die aus der albanischen Freischärlerbewegung UCK hervor-gegangen ist. Außerdem hätten die Sozialdemokraten als Regierungspartei bis 1998 versagt und seien korrupt gewesen. Doch auch Georgijevski steht massiv unter Korruptionsverdacht und viele Mazedonier wollen einen Neubeginn. Da-her sagen Umfragen Georgijevski eine klare Niederlage und den Sozialdemo-kraten den Sieg voraus. Mit dem Slogan „ Es gibt nur ein Leben“ wird die Wahl zur Schicksalswahl hochstilisiert. Mit ihrem zweiten Motto „Es gibt nur ein Mazedonien“ wirb diese Allianz für den nationalen Ausgleich; dazu wird sie einen albanischen Koalitionspartner benötigen, denn die absolute Mehrheit ist nicht erreichbar. Stärkste albanische Kraft dürfte die BDI, die Union für demo-kratische Integration werden. Ihr Chef ist Ali Ahmeti, ehemaliger Führer der UCK. Seine Partei kann vor allem auf die Stimmen junger Albaner und ehema-liger Kämpfer zählen. Ob er als Koalitionspartner in Frage kommt ist offen.

Insgesamt werben in den sechs Wahlkreisen Mazedoniens zwischen 21 und 28 Parteien um die Stimmen der 1,7 Millionen Wahlberechtigten. In jeden Wahl-kreis werden 20 der insgesamt 120 Mandate vergeben, die das Parlament zählt.

Um doppelte Stimmabgabe zu verhindern, wird der Zeigefinger der rechten Hand eines jeden Wählers mit einem Spray besprüht, der nur bei ultraviolettem Licht leuchtet; vor der Stimmabgabe wird dieser Finger mit einer entsprech-enden Lampe kontrolliert. Außerdem sind 800 internationale Beobachter im Einsatz, darunter auch mehr als 10 Österreicher.

Überschattet war der Wahlkampf vom Mord an zwei Polizisten, eine Entführung und mehreren Bombenanschlägen, doch die Kundgebungen selbst verliefen weitgehend ohne Zwischenfälle. Selbst wenn auch die Wahl friedliche verläuft wird der Weg Mazedoniens dornig und lang sein. Denn die neue Regierung steht vor großen Aufgaben. Sie muß die grassierende Korruption eindämmen, Wirtschaft, Staat und Bürokratie reformieren und die Aussöhnung zwischen Albanern und Mazedoniern vorantreiben.

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