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Alexander und der Krieger auf dem Pferd

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Berichte Nord-Mazedonien
Seit dem Zerfall des kommunistischen Jugoslawien vor 20 Jahren belastet auch der Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland das Verhältnis zwischen Skopje und Athen. Griechenland sieht in dem Namen Mazedonien einen Versuch der kulturellen Hegemonie und in der UNO heißt Mazedonien daher auch FYROM – Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien. Beansprucht wird von beiden Nationen gleichermaßen natürlich auch der größte Held der Antike, Alexander der Große. Ihm wurde nun in Skopje ein monumentales Denkmal errichtet, das wohl einen weiteren Rückschlag auch für eine Lösung des Namensstreits bedeutet. Aus Belgrad Berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Eine begeisterte Menge sang gestern im Zentrum von Skopje die mazedonische Hymne als das Reiterstandbild Alexander des Großen mit einem Kran auf sein 16 Meter hohes Postament gehoben wurde. Die innere Ergriffenheit der Menge schildert eine Frau so:

„Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben; alle Leute haben ein Lächeln, ich weiß nicht, ob Alexander nun diese Freude gebracht hat, doch wir freuen uns sehr. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich schön.“

Die absolute Minderheit bildete diese Gegenposition eines älteren Mannes:

„In dieser Zeit ist das eine noch nie dagewesene große Dummheit und ein noch nie gesehener Kitsch.“

30 Tonnen schwer und mehr als 14 Meter hoch ist das bronzene Standbild; offiziell heißt es nicht Alexander von Mazedonien, sondern der Krieger auf dem Pferd; doch jeder weiß, wer gemeint ist. Daher wird diese offizielle Bezeichnung kaum dazu beitragen, dass die Griechen und Griechenland dieses Monument nicht als Provokation empfinden, zum in der mazedonischen Stadt Bitol fast zeitgleich ein Reiterstandbild für Alexanders Vater, für Philipp den II. errichtet wurde. EU-Erweiterungskommissar Stefan Fule bezeichnete das Denkmal denn auch als provokativ; und der neue griechische Außenminister Stavros Lambrinidis rief Mazedonien auf, statt Mauern und Monumenten Brücken zu bauen. Als Brückenbauer hat sich aber auch die griechische Diplomatie bisher nicht erwiesen, ist doch der Namensstreit noch immer nicht gelöst. In diesem Konflikt sieht auch der Herausgeber der Mazedonischen Enzyklopädie, Blaze Ristovski, einen Grund für den Alexander-Kult:

„Hier geht es um die Auseinandersetzung mit dem griechischen Beharren, dass wir unseren Namen ändern, den wir über Jahrtausende hin tragen. Dieses sinnlose Begehren hat dazu geführt, dass wir, wie im 19. Jahrhundert, einfach der griechischen Haltung trotzen in dem unsere Leute die Haltung einnehmen, dass Alexander und Philipp unsere direkten Vorfahren sind. Das hat natürlich keine wissenschaftliche Grundlage, doch im Volk denkt man so.“

Doch politisch sitz die Regierung in Skopje am kürzeren Ast. Im April 2008 blockierte Athen wegen des Namensstreits die Aufnahme Mazedoniens in die NATO und auch der Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen liegt auf diesem Grund seit Jahren auf Eis. Andererseits konnte die konservative Regierung durch Alexander und Co bisher immer wieder von der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage ablenken. Das funktionierte auch in diesen Monaten dank einer brustschwachen sozialdemokratischen Opposition; sie konnte bei den vorgezogenen Parlamentswahlen Anfang Juni die konservative Dominanz nicht gefährden, und eine Lösung des Namensstreits ist nun sicher nicht leichter geworden.

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