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Mazedonische Enzyklopädie löst Proteststurm aus

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Berichte Nord-Mazedonien
In Mazedonien hat eine von der Akademie der Wissenschaften herausgegebene Enzyklopädie einen Proteststurm ausgelöst. Demonstriert gegen das zweibändige Werk haben nicht nur die Albaner in Mazedonien, im Kosovo und in Albanien. Auch die USA und Großbritannien haben Änderungen verlangt. Gestern hat die Akademie der Wissenschaften in Skopje beschlossen, die Enzyklopädie zurückzuziehen, doch das Werk hat bereits politischen Schaden angerichtet und zeigt, wie fragil das Verhältnis zwischen beiden Volksgruppen immer noch ist. Die Enzyklopädie für uns studiert hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz. Hier sein Bericht:

Knapp 1.700 Seiten umfasst die Mazedonische Enzyklopädie, die mit einer Erstauflage von nur 200 Stück gedruckt wurde. Der Wirbel, den das Werk ausgelöst hat, reicht jedoch weit darüber hinaus. So behauptet einer der mehr als 60 Autoren, amerikanische und britische Offiziere hätten in Albanien die albanische Freischärlerbewegung UCK ausgebildet. Das führte zu massiven Protesten der USA und Großbritanniens; umso peinlich ist für die Akademie die Quelle, auf die sich die Autorin dabei stützte; dazu sagt Blaze Ristovski von der Akademie:

„Leider hat eine Professorin nicht alle Quellen in ihrer Bibliographie angegeben. Sie gab sogar zu, Wikipedia benutzt zu haben, doch das ist keine so zuverlässige Quelle. Doch wir verfügen in diesem Zusammenhang auch über andere Quellen. Trotzdem ist das ein Versäumnis der Enzyklopädie, dass diese Angaben über die amerikanischen und englischen Offiziere überhaupt aufgenommen wurden.“

Doch das ist nicht die einzige Korrektur, die die zweite Auflage enthalten muss. So sind die Albaner etwa darüber erzürnt, dass sie in der Enzyklopädie als Volk beschrieben werden, dass erst zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert unter Vertreibung der slawischen Bevölkerung nach Mazedonien eingewandert sei. Dagegen behaupten die Albaner, von den Illyrern abzustammen. Was die Abstammung der Mazedonier betrifft, so bezeichnet sie die Enzyklopädie als slawischen Volk. Das wieder löste bei einigen Mazedoniern Proteste aus, die sich auf Alexander den Großen zurückführen. So hat sich die Akademie mit diesem an sich schön und interessant gestalteten Werk voll in die Nesseln gesetzt, wobei so manche Kritik überzogen und politisch motiviert erscheint.

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