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Kirchenstreit Mazedonien – Serbien eskaliert

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Berichte Nord-Mazedonien
Der jahrzehntelange Kirchenkonflikt zwischen Serbien und Mazedonien hat nun auch zu einer massiven politischen Verstimmung zwischen beiden Ländern geführt. Anlass dafür ist, dass der pro-serbische Bischof Jovan, in Mazedonien nun eine zweieinhalb jährige Haftstrafe verbüßen muss. Jovan ist von einem Gericht unter anderem wegen der Verbreitung von nationalem und religiösem Hass verurteilt worden. Serben verlangt Jovans Freilassung und hat auch zu ersten wirtschaftlichen Druckmitteln gegriffen, um seine Forderung durchzusetzen. Aus Belgrad berichtet über den serbisch-mazedonischen Konflikt unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Der 39-jährige Erzbischof Jovan Vraniskovski ist der Exarch des serbisch-orthodoxen Patriarchats in Mazedonien, das der Heilige Synod in Belgrad im Mai 2003 gebildet hat. Diesen Schritt setzte die serbische Orthodoxie, nachdem Verhandlungen zur Anerkennung der Autokephalie der orthodoxen Kirche in Mazedonien gescheitert waren. Dieser Streit währt schon fast 40 Jahre, denn 1967 erklärte die Kirche in Mazedonien ihre Unabhängigkeit von der serbischen Orthodoxie. Diese Entscheidung wurde damals von der kommunistischen Führung unterstützt, um die schwach ausgeprägte nationale Identität Mazedoniens zu stärken, die von vielen Serben und auch von Griechenland in Frage gestellt wird. Das ist eine der Ursachen, warum dem pro-serbischen Erzbischof Jovan von den Behörden in Mazedonien jede religiöse Tätigkeit verboten wurde. Trotzdem taufte Jovan ein Kind, und in einem Kirchenkalender bezeichnete er Mazedoniens Kirche als abspalterische Organisation und deren Bischof als Quasi-Bischof und Teufel. Das trug ihm eine Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren ein, die ein Gericht verhängte, und die Jovan nun vor knapp zwei Wochen angetreten hat. Mazedonische Geistliche und Politiker sehen Jovan als Werkzeug der serbischen Orthodoxie, die ihren Einfluss ausdehnen will und dabei auch mit Griechenland im Bunde steht, das Mazedonien unter seinem Staatsnamen noch immer nicht anerkannt hat. Wie zur Bestätigung dieser These griffen führende serbische Politiker den Konflikt auf und kritisierten Mazedonien scharf. Am zweiten August, dem mazedonischen Nationalfeiertag, wurde es mazedonischen Politikern nicht gestattet, in das grenznahe Kloster Prohor Pcinjski zu kommen, wo 1944 die Republik Mazedonien ausgerufen wurde. Außerdem hält Serbien zwei Flugzeuge zurück, die die Fluglinie JAT der mazedonischen Luftfahrtgesellschaft MAT zur Verfügung gestellt hat. Dieser Schachzug hängt auch mit finanziellen Forderungen zusammen, die beide Fluglinien jeweils geltend machen. Das politische Klima ist jedenfalls derart belastet, dass auch Gespräche zwischen den Ministerpräsidenten beider Länder jüngst in Salzburg keine Annäherung brachten. Denn ebenso inakzeptabel wie die Haftstrafe gegen Bischof Jovan sind auch die politischen Ansprüche der serbischen Orthodoxie, die offensichtlich der Weigerung zugrunde liegen, die Selbständigkeit der mazedonischen Kirche anzuerkennen.

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